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Die Drähte hängen tief, nun hacken auch die Brüsseler Wettbewerbshüter intensiv auf die geplante österreichische Stromlösung ein.

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Brüssel/Wien - Die geplante Fusion von Verbund und Energie Allianz aus EVN, Wienenergie, Linz AG, Bewag und Energie AG Oberösterreich geht den EU-Wettbewerbshütern gegen den Strich. Der Zusammenschluss werde untersagt, falls die Unternehmen nicht zu weit reichenden Zugeständnissen inklusive der Abgabe von Beteiligungen bereit seien, hieß es Freitagabend in Brüssel.

Die Wettbewerbshüter sehen durch die Fusion von Verbund und Energie Allianz ein Unternehmen mit marktbeherrschender Stellung in Österreich entstehen. Nur drei von fünf verbleibenden Stromanbietern seien aufgrund von Überkreuzbeteiligungen überhaupt in der Lage, als echte Konkurrenten aufzutreten.

"Die Einwände sind härter, als wir erwartet haben", sagte Helmut Staudinger vom Wirtschaftsministerium der Agentur Bloomberg. Dem Bund gehören 51 Prozent des Verbund-Konzerns. "Die sagen, dass der relevante Markt Österreich sei und dass durch die Fusion der Wettbewerb behindert wird."

Vertreter der beteiligten Unternehmen hatten in den vergangenen Wochen in Gesprächen mit EU-Beamten noch versucht, mögliche Bedenken auszuräumen. Man wollte die Kommission überzeugen, dass der für die Stromlösung relevante Markt zumindest auch die Schweiz und den süddeutschen Raum umfasst. Damit wäre man bei den Marktanteilen näher an den 40 Prozent, ab denen die Kommission für gewöhnlich Antitrustverfahren einleitet.

80 Prozent Marktanteil

Auf Österreich bezogen kommt die intern auch "Ösl" genannte Stromlösung auf einen Marktanteil von rund 80 Prozent. Der Gesamtumsatz würde rund fünf Milliarden Euro betragen.

"Wir wollen ein laufendes Verfahren nicht kommentieren", hieß es am Sonntag aus dem Verbundkonzern auf STANDARD-Anfrage. "Wir werden das eingehend analysieren und schauen, was genau man von uns will."

Bis Anfang Mai haben die Fusionspartner Zeit, die von den Wettbewerbshütern vorgebrachten Einwände zu entkräften. Spätestens Mitte Juni wird EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti sagen, ob es die österreichische Stromlösung geben wird.

"Es ist sicher etwas überraschend, dass die Kommission meint, der relevante Markt sei in dieser Frage Österreich", sagte Alfred Reisenberger, Analyst der Bank Austria Creditanstalt. Er glaube aber nicht, dass die Österreichlösung damit gestorben sei. "Wir müssen die Verhandlungen über die möglichen Konzessionen abwarten", sagte Reisenberger. Der Verbund hat jedoch zu einem früheren Zeitpunkt zu erkennen gegeben, keine Strombeteiligungen außerhalb des Ventures verkaufen zu wollen.

Verdeckte Rivalitäten

Bereits vor einem Monat hat DER STANDARD berichtet, dass die geplante Fusion nur unter strengen Auflagen genehmigt würde. Modifikationen der geplanten Unternehmensstruktur könnten die Stromlösung sprengen. Ziehe man ein oder zwei Steinchen aus dem Konzept heraus, könnte das Ganze zusammenfallen, meinten Strommanager.

Dann würden alte, nur mühsam verdeckte Rivalitäten innerhalb der sechs beteiligten Unternehmen wieder voll ausbrechen. (Günther Strobl, DER STANDARD, 14.4.2003)