Um 1480 geschaffen: der Korbini-Altar.

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Das Gros der Trennungen ist endgültig. Wenn die Protagonisten auch noch Teile eines kunsthistorisch wertvollen Ensembles sind, dann ist eine Reunion nahezu chancenlos. Fern der Öffentlichkeit und Kunstforschung fristen sie in Privatsammlungen verstreut ihr Dasein. Verschollen, lautet die selten therapierbare Diagnose. Alles andere bedürfe eines Wunders. Und ein solches zeigt das Belvedere im Rahmen der Ausstellungsreihe Gefährdet - Konserviert - Präsentiert ab 16. April in seinem Schaudepot.

Der ursprüngliche Tatort liegt im Bezirk Lienz, in Assling. Dort hat sich eine der wertvollsten spätgotischen Kirchen Tirols erhalten. Sie wurde um 1460/65 erbaut und dem hl. Korbinian gewidmet. Zur Innenausstattung gehörte der um 1480 entstandene Korbini-Altar. Mit der Anfertigung hatte man die führenden Künstler der Region beauftragt: Der Bildhauer Hans Klocker schuf die Skulptur des Heiligen im Altarschrein, der Maler Friedrich Pacher die Flügel, dessen Außenseiten die Heiligen Andreas und Korbinian zierten, die Flügelinnenseiten Florian und Magdalena.

Bis in die 1860er-Jahre luden Wallfahrer vor dem prachtvollen Retabel ihre Sünden ab und deponierten Anliegen. Dann wurden die Flügel abmontiert und verkauft. Für 150 Jahre verlor sich die Spur der irgendwann in vier Einzelgemälde gespaltenen Tafeln. 1936 gelangten sie in die Sammlung des Amsterdamer Kunsthändlers Jacques Goudstikkers, die 1940 zwangsverkauft und teilweise in die Privatkollektion Görings abwanderte. So auch die Altarbilder, die zusammen mit anderen Exponaten nach dem Krieg an die Niederlande rückerstattet und 2006 schließlich an die Erben Goudstikkers restituiert wurden, die sich zu einer Versteigerung via Christie's London entschlossen.

Rund 320.000 Euro ließ sich das Land Tirol am 5. Juli 2007 den ersten Schritt zur Wiedervereinigung kosten. Bis vor kurzem arbeiteten Restauratoren des Bundesdenkmalamtes daran, die Blessuren und Fehlrestaurierungen zu beseitigen. Eine völlige Wiederherstellung war weder möglich noch vertretbar. Frei jedweder Manipulation war die gegenseitige Angleichung der Altarteile und damit eine ästhetische Zusammenführung das Ziel. Bis 18. Juli ist diese im Prunkstall des Belvedere zu bewundern. (Olga Kronsteiner/ DER STANDARD, Printausgabe, 15.4.2010)