Einblick in die Ausstellung mit Werken von Brigitte Kowanz aus den vergangenen drei Jahren in der Galerie Ruzicska

Foto: U. Ghezzi

Immer wieder aufs Neue ist es ein Spiel mit den Wirklichkeiten und ihren künstlerischen Möglichkeiten: Ihre jüngste Werkgruppe nennt die österreichische Künstlerin Brigitte Kowanz beispielsweise Speechbubbles. Aus lackiertem Holz und mittels LED-Lichtern indirekt beleuchtet, schweben diese wortlosen Sprechblasen vor der Wand. Sprechblasen ohne Worte sind in mehrerlei Hinsicht paradox, denn Sprache und Schrift sind Kowanz' genuines Handwerkszeug, ihr Vokabular, ihre künstlerische Handschrift.

In der Galerie Ruzicska zeigt die Trägerin des Großen Österreichischen Staatspreises Arbeiten aus den letzten drei Jahren. Sie haben Titel wie Twighlight. Oder Enlighten. Oder Light Up.

Kunst, Licht der Erkenntnis. Aber: Was ist Licht? Und vor allem: Wie realisiert man es? Fragen, denen Kowanz mit geheimnisvollen Kürzeln, verschlungenen Leuchtstoffröhren und Neonschläuchen, mit strengen Anordnungen, minimalistischen Interventionen, mathematischen Formeln, informellen Codes konsequent auf den Grund geht. "Wir sind in einem ständigen Übersetzungsprozess. Wahrnehmung ist Übersetzung. Sprache ist Übersetzung."

Doch nicht nur um die reine Formel geht es Kowanz, sondern um die vollendete Form: "Wenn die Formel richtig aufgesetzt ist, ist die Form auch richtig. Wie Einstein gesagt hat: 'Wenn es wahr ist, ist es schön.' Das stimmt. Eine gute Formel ist schön."

Between the Lines. Crossover. Reflective Break oder Beyond Words: Programmatische Titel, denn Brigitte Kowanz löst mit ihren Arbeiten die Grenzen zwischen realem und fiktivem Raum auf, tiefer und tiefer lässt sie den Betrachter blicken, ins Unendliche schauen: "Möglichkeitsräume und Experimentierfelder entstehen, bilden Übergänge vom Faktischen zum Möglichen."
(Andrea Schurian/ DER STANDARD, Printausgabe, 15.4.2010)