Das Unglück mit den Konservativen in diesem Land liegt darin, dass zu viele von ihnen keine klare Abgrenzung zur extremen, NS-affinen Rechten zusammenbringen. Oft hat das mit dem Irrtum zu tun, jemand wie Martin Graf oder Barbara Rosenkranz oder Jörg Haider sei irgendwie auch "bürgerlich-konservativ" .

Diese Urteilsschwäche tritt jetzt wieder zutage, auch bei manchen Qualitätsjournalisten. In der Presse hält einer Frau Rosenkranz für "wählbar. Zumindest für all jene, die sich von ihrer nationalkonservativen Gesinnung nicht allzu sehr schrecken lassen." Nationalkonservativ? Wer Code-Antworten auf die Frage nach den Gaskammern gibt und erst zu einer eidesstattlichen Erklärung vergattert werden muss, der ist nicht "nationalkonservativ" .

Ein Nationalkonservativer betont kulturelle und religiöse Traditionen, er möchte elitäre Strukturen erhalten, er lehnt wohl auch Übernationales wie die EU ab. Aber er leistet sich keine Zweideutigkeiten gegenüber Völkermord. Ein echter Nationalkonservativer klingt so: "Wir bekennen uns im Geist und in der Tat zu den großen Überlieferungen unseres Volkes. Wir wollen eine Neue Ordnung, die alle Deutschen zu Trägern des Staates macht und ihnen Recht und Gerechtigkeit verbürgt, verachten aber die Gleichheitslüge. Wir wollen ein Volk, das in der Erde der Heimat verwurzelt den natürlichen Mächten nahebleibt." Claus Graf Schenk von Stauffenberg, Hitler-Attentäter. (STANDARD Printausgabe, 15.04.2010)