Knapp einen Tag nach der Tat gestand am Mittwoch eine 14-jährige Wienerin, ihre Mutter erstochen zu haben. Es soll bereits jahrelang immer wieder Auseinandersetzungen gegeben haben, sagt der Teenager
Wien – Das soziale Internetnetzwerk Facebook war der Auslöser für den Tod von Svetlana D., die Dienstagnachmittag von ihrer 14-jährigen Tochter erstochen wurde. Die 37-Jährige soll ihrem Kind die Nutzung des Computers verboten haben, worauf der tödliche Streit seinen Ausgang nahm. Das gestand die Jugendliche am Mittwoch im Polizeiverhör, ehe sie in Untersuchungshaft genommen wurde.
Was dann genau geschah, ist noch nicht restlos geklärt
"Sie ist nach der Schule nach Hause gekommen, hat die Schultasche in die Ecke geschmissen und ist zum Computer gegangen" , schildert ein Polizist die Vorgänge in Wien-Margareten. Was dann genau geschah, ist noch nicht restlos geklärt, sagt Polizeisprecher Roman Hahslinger: "Die Leiche wurde im Badezimmer gefunden, die Tatwaffe war allerdings ein Küchenmesser. Es ist daher möglich, dass die Auseinandersetzung in der Küche begonnen hat."
Nach Schilderung des Teenagers soll es auch zu Körperkontakt gekommen sein:"Die Mutter habe sie gestoßen, sagt sie" , erzählt Hahslinger. Die Messerattacke muss für die Mutter schließlich überraschend gekommen sein – sie hatte mehrere Einstiche im Rücken und einen in der Brust, ehe sie zusammenbrach. In ihrem Geständnis sagte die Schülerin, sie habe die Mutter nicht töten wollen. "Das ist möglich. Als die Kollegen sie am Abend festnahmen, schien sie über die Todesnachricht wirklich erschüttert gewesen zu sein" , sagt Hahslinger.
Das Mutter-Tochter-Verhältnis dürfte bereits länger gestört gewesen sein. Seit drei Jahren habe es immer wieder Konflikte gegeben. Amtsbekannt wurden diese aber nicht, weder bei der Polizei noch beim Jugendamt liegen Meldungen auf. Insgesamt habe die Familie, zu der neben dem Vater auch ein zwölfjähriger Sohn gehört, völlig unauffällig gelebt.
Bewährungsstrafe möglich
Welche Strafe der 14-Jährigen nun droht, ist völlig offen. Im Fall einer Verurteilung wegen Mordes sind maximal zehn Jahre möglich. Urteilt das Gericht aber beispielsweise, die Tat sei eine Körperverletzung mit tödlichem Ausgang gewesen, ist sogar eine Bewährungsstrafe möglich, sagt Gerhard Jarosch, Sprecher der Staatsanwaltschaft Wien.
Zweiter Fall in diesem Jahr
Dass Minderjährige töten, ist in Österreich insgesamt eine Seltenheit, auch wenn es heuer bereits der zweite Fall ist. Am 7. Februar erstach ein 15-Jähriger in Wien seinen Onkel, der angeblich aggressiv gewesen sei. Im Frühjahr 2009 tötete ein 17-Jähriger, ebenfalls in der Bundeshauptstadt, seine 19-jährige Ex-Freundin mit 50 Messerstichen. Der Teenager wurde zu 13 Jahren Haft verurteilt und in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher eingewiesen. (Michael Möseneder, DER STANDARD Printausgabe 15.4.2010)