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Krise, und was jetzt? Neue Ideen fehlen.

Wenn momentan über die "Zukunft der Medien" debattiert wird, geht es dabei vor allem um eines: Das Geschäftsmodell Zeitung beziehungsweise Onlinezeitung. Ganz in dem Tenor: Print ist tot, und Online verdorben von der "Gratiskultur". 

Vor lauter Schreckstarre angesichts eines sich verändernden Medienmarktes wird völlig vergessen, über die Zukunftsperspektiven von Print- und Onlinemedien abseits der kaufmännischen Seite zu sprechen. Natürlich ist es bis zu einem gewissen Grad verständlich und legitim, dass sich JournalistInnen Sorgen um ihre Zunft machen - und nicht zuletzt um ihren eigenen Arbeitsplatz. Und trotzdem: Keine andere Branche ist momentan derart in einer Mischung aus Selbstmitleid und Angst gefangen. Beides nicht die besten Voraussetzungen, um kreativen, innovativen und qualitativen Journalismus zu machen.

Ja, es stimmt dass die Rahmenbedingungen für Qualitätsjournalismus härter geworden sind. Dass Journalistenkollektivverträge umgangen werden und freie Dienstverträge zunehmen. Und dass für viele Medien Onlinewerbung (noch) nicht ausreichend abwirft, um damit eine seriöse Onlineredaktion zu unterhalten.  Das alles wird niemand bestreiten. Und gerade angesichts dieser Punkte wäre es um so wichtiger, neue Ideen zu ventilieren, statt ausschließlich verflossenen guten Zeiten nachzuweinen.

Gratismedien, ob Print oder Online, würden zu einem Verfall der Qualität der öffentlichen Diskussion führen, und in weiterer Folge die Boulevardisierung vorantreiben. So formuliert es Soziologe Kurt Imhof, und das Bild das er zeichnet ist düster: "Wir befinden uns in einer existenziellen Krise des Qualitätsjournalismus". Schuld daran wiederum die "Gratiskultur", die zu einem Absinken von Qualitätsstandards führe und zu einem Strukturwandel in der Öffentlichkeit. "Unsere Ursünde lautet 'gratis'", formulierte es Furche-Chefredakteur Claus Reitan bei einem "Diskursbrunch" des Medienhaus Wien, bei dem Imhof zu Gast war. 

Und immer wieder kommt der Vorwurf: Onlineplattformen seien qualitativ nicht so hochwertig wie ihre Printschwestern, könnten gar keinen echten Qualitätsjournalismus bieten. Eine Aussage, die immer wieder kommt, von Verlegern, Chefredakteuren und Print-Journalisten. Ganz so, als wäre es ein Naturgesetz, dass online kein guter Journalismus möglich ist.

Liebe Medienverantwortliche: Wenn Onlineredaktionen jahrelang an der kurzen Leine gehalten werden, keine Investitionen getätigt werden und Personal schlecht bezahlt wird, kurz: Keine Zeit, kein Geld und keine Ideen investiert werden - dann ist es tatsächlich so, dass kein Online-Qualitätsjournalismus möglich ist. Daran sind aber weder "das Internet" noch das Schicksal schuld, sondern ganz alleine Sie selbst. Weil: Qualität kostet. Egal ob auf Papier oder Bildschirm.