Bild nicht mehr verfügbar.

Die Gesamtrechnung verteuert sich um sechs Prozent, der reine Energiepreis um zwölf Prozent.

Foto: APA/Roland Schlager

Wien - Der Verbund erhöht den Strompreis für die rund 240.000 Haushaltskunden ab 1. Mai. Der reine Energiepreis, der rund ein Drittel der gesamten Stromrechnung, ausmacht wird um 12,3 Prozent von 6,5 auf 7,3 Cent pro Kilowattstunde (kWh) erhöht. Der Gesamtpreis inklusive Steuern und Abgaben steigt um 6 Prozent, hieß es. Begründet wird die Erhöhung mit den allgemeinen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und gestiegenen Aufwendungen für Ökostromanlagen. Der Verbund bleibe aber weiterhin einer der günstigsten Stromanbieter Österreichs, wird betont. Andere Versorger erhöhen großteils vorerst nicht. Scharfe Kritik an der Verbund-Preiserhöhung kommt von der Arbeiterkammer (AK).

Der Verbund weist darauf hin, dass sich die Preisgestaltung für Endkunden an den Großhandelspreisen der letzten zwei bis drei Jahre orientiert. Daher könnten von den aktuellen Großhandelspreisen keine direkten Rückschlüsse auf die Haushaltspreise gezogen werden. Im Jahr 2008 beispielsweise seien die Großhandelspreissteigerungen von 70 Prozent nicht an die Kunden weitergegeben, die Preise konstant gehalten worden. Der Verbund hat den Strompreis zuletzt vor einem Jahr per 1. Mai 2009 angehoben. Mit ein Grund für die heurige Strompreiserhöhung seien die höheren Tarife für Ökostrom. Der Verbund sei durch das Ökostromgesetz verpflichtet, Ökostrom zu einem festgelegten Tarif abzunehmen, dieser habe sich von 10,51 Cent/kWh im Jahr 2009 auf 12,42 Cent/kWh für 2010 erhöht. Den Rabatt für Neukunden im Ausmaß von einem Monat Gratisstrom gibt es weiterhin.

Für einen durchschnittlichen Haushaltskunden in Wien mit einem Verbrauch von 4.000 kWh koste die Kilowattstunde Strom (inklusive Netztarif sowie Steuern und Abgaben) 18 Cent, so der Verbund. Mit einer Kilowattstunde Strom könnten beispielsweise 5,6 Kilo Wäsche gewaschen oder ein Raum vier Tage lang durchgehend beleuchtet werden.

Scharfe Kritik

Die (Arbeiterkammer) AK kritisiert die Erhöhung. Die Energiekosten belasteten schon jetzt die Ärmsten stark, viele wüssten nicht, wie sie Energierechnungen zahlen sollten und müssten ab Mai wieder draufzahlen, so AK-Präsident Herbert Tumpel in einer Pressemitteilung. Der lange kalte Winter gehe heuer ins Geld und nun rolle auf die 240.000 Verbund-Kunden, davon rund 60.000 in Wien, die nächste Belastungswelle zu. Bei einem Jahresverbrauch von 3.500 kWh erhöhten sich die reinen Stromkosten um 33 Euro von 273 auf 306 Euro. "Auf der einen Seite fährt das Unternehmen satte Gewinn ein, auf der anderen Seite werden die Konsumenten belastet", so Tumpel.

Als Tipp hat die AK folgendes parat: "Sie können gegen die Preiserhöhung bis zum 28. Mai schriftlich widersprechen. Aber Achtung: Sie müssen sich rasch einen neuen Lieferanten suchen oder einen Vertrag abschließen." Denn: Bei Widerspruch liefert der Verbund nur mehr bis 31. August zum alten niedrigeren Preis. AK und auch die E-Control weisen darauf hin, dass der Lieferantenwechsel vier bis sechs Wochen dauert und man sich bereits zum Zeitpunkt des Widerspruchs um einen neuen Lieferanten kümmern sollte.

Der Bundesobmann der freiheitlichen Arbeitnehmer, Bernhard Rösch, kritisiert, dass vor nicht allzu langer Zeit mit einer Kampagne um neue Stromkunden geworben worden sei - "und jetzt wird offenbar abgecasht". Zudem befinde sich Österreich bei den Strompreisen schon jetzt europaweit im oberen Drittel. Die Erhöhung sei daher keinesfalls angebracht, so Rösch.

Landesversorger halten Preise großteils stabil

 

Bei den Landesversorgern sind derzeit großteils keine Strompreis-Erhöhungen geplant. Lediglich Vorarlberg prüft mögliche Anpassungen.

Bei der Wien Energie bleiben die Preise vorerst stabil, hatte erst in der Vorwoche Geschäftsführer Robert Grüneis erklärt. In Niederösterreich sei keine Strompreiserhöhung geplant, sagte der Sprecher der EnergieAllianz Austria (EAA), Peter Koller. Die Preise würden stabil bleiben. Das gelte auch für Gas. Bei der BEWAG will man 2010 nicht an der Preisschraube drehen. "Wir können für das heurige Jahr eine Garantie geben, dass es keine Strompreiserhöhung gibt", hieß es vom Energieversorger.

Auch in Oberösterreich zeichnet sich beim Strompreis keine Änderung ab. Die Versorger Energie AG (EAG) und Linz AG hatten wie berichtet den Tarif mit Jänner 2010 über die gemeinsame Vertriebstochter Enamo 2010 um 8,5 Prozent erhöht. "Bis auf weiteres" sei nichts geplant, teilte die EAG auf Anfrage mit. Angesichts des relativ stabilen Ölpreises gebe es beim Gas in absehbarer Zeit weder eine Veränderung nach oben noch nach unten, erklärte der Geschäftsführer der Ferngas-Tochter OÖ. Gas-Wärme GmbH, Klaus Dorninger. Auch Peter Steinberger, Geschäftsführer der Linz-AG-Tochter Linz Gas Vertrieb, sieht für die kommenden Monate "keinen Anlass" für eine Preisänderung.

"Kein Thema"

Bei der Salzburg AG bleiben sowohl die Strom- als auch Gaspreise so wie sie sind. "Es gibt keine Überlegungen, an der Preisschraube zu drehen", sagte der Pressesprecher der Salzburg AG, Sigi Kämmerer. In Tirol wird es bis auf weiteres keine Änderung geben. "Aktuell ist keine Strompreiserhöhung geplant", versicherte Vorstandsmitglied Alfred Fraidl. Auch beim Gaspreis seien keine Änderungen in Sicht: "Obwohl wir einen leichten Trend nach oben bei den Gasbeschaffungspreisen beobachten, hoffen wir, den Gaspreis dieses Jahr stabil halten zu können", erklärte Tigas-Geschäftsführer Philipp Hiltpolt.

Auch der Kärntner Energieversorger Kelag sieht keinen Grund für eine Verteuerung. "Eine Anhebung der Stromtarife ist für uns derzeit kein Thema", sagte Unternehmenssprecher Josef Stocker. Ebenso wenig ist an eine Senkung des Gaspreises gedacht. Hier sei man österreichweit unter den billigsten Anbietern, unterstrich Stocker.

Der steirische Landesenergieversorger Energie Steiermark wird die Strom- und Gaspreise in den kommenden Monaten nicht erhöhen, wie ein Unternehmenssprecher mitteilte.

In Vorarlberg wird der Energieversorger Illwerke/VKW in den kommenden Wochen über eine mögliche Anpassung des Strompreises entscheiden. Derzeit prüfe man die Situation an den Märkten und das Umfeld, so Vorstandsvorsitzender Ludwig Summer am Mittwoch. Man habe in der vergangenen Zeit Kosten getragen, etwa im Bereich Ökostrom, die nicht an die Kunden weitergegeben wurden. Der Gaspreis des zum Illwerke/VKW-Konzern gehörenden Versorgers "Vorarlberger Erdgas Gesellschaft" (VEG) bleibt auch nach Ende der Heizperiode 2009/2010 stabil. Laut VEG-Geschäftsführer Erwin Kopf wird der derzeitige Preis bis 30. September 2010 verlängert. (APA)