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Viele Opfer aus entlegenen Gebieten sterben an den schweren Verletzungen infolge von Vergewaltigungen, weil sie keine medizinische Versorgung erhalten.

Foto: REUTERS/Finbarr O'Reilly

Vergewaltigungen stehen im vom Bürgerkrieg geschundenen Osten der Demokratischen Republik Kongo weiter auf der Tagesordnung. Allein in der Provinz Süd-Kivu wurden 2009 mehr als 5.000 Frauen vergewaltigt. Noch nicht einmal das eigene Haus bietet Schutz vor brutalen sexuellen Übergriffen: Mehr als die Hälfte der Vergewaltigungen in der DR Kongo fanden nachts und daheim statt, in der vermeintlichen Sicherheit des Hauses der Betroffenen - häufig sogar in Gegenwart der Familien. Das geht aus einer neuen Studie der Hilfsorganisation Oxfam und der Harvard Humanitarian Initiative hervor.

Oxfam: Blauhelme müssen bleiben

"Die Brutalität und das Ausmaß der Vergewaltigungen im Ost-Kongo sind ein Skandal, zumal gleichzeitig über den Abzug der UN-Friedensmission aus der DR Kongo diskutiert wird", sagt Markus Nitschke, Berater zu Humanitären Krisen bei Oxfam Deutschland. "Die Anwesenheit der Blauhelm-Soldaten ist so lange erforderlich, bis die kongolesische Regierung selbst imstande ist, ihre Bürgerinnen und Bürger zu schützen."

Vergewaltigungen durch Zivilpersonen um das 17-fache angestiegen

Aus der von der Harvard Humanitarian Initiative durchgeführten Umfrage geht hervor, dass 60 Prozent der Frauen sogar mehrfach vergewaltigt wurden. 12 Prozent wurden Opfer sexueller Sklaverei, einige wurden jahrelang gefangen gehalten. Die Täter sind überwiegend Soldaten oder Angehörige von Milizen. Die Studie zeigt, dass während militärischer Aktivitäten die Zahl von Vergewaltigungen steil ansteigt. Im Untersuchungszeitraum haben jedoch auch die Vergewaltigungen durch Zivilpersonen um das 17-fache zugenommen.

Persönliche Dramen

Eine Betroffene berichtet: "Meine Familie und ich schliefen, als die Soldaten kamen. Sie banden meinem Mann die Hände hinter dem Rücken zusammen, und dann vergewaltigten sie mich einer nach dem andern. Später nahmen sie meinen Mann und mich mit in den Wald. Als sich mein Mann widersetzte, erschossen sie ihn. Ich war drei Wochen mit ihnen im Wald bis ich eines Nachts entkommen konnte. Als ich wieder nach Hause kam, erfuhr ich, dass mein kleines Kind tot war."

Medizinische Hilfe von Nöten

Für die Untersuchung wurden über einen Zeitraum von insgesamt vier Jahren Frauen 4.311 befragt, die im Panzi-Krankenhaus im Süd-Kivu behandelt wurden. Panzi ist das einzige Krankenhaus seiner Art im Süd-Kivu, einer Region mit rund fünf Millionen EinwohnerInnen. Viele Frauen aus entlegenen Gebieten können die Reise dorthin nicht machen und sterben oft an den schweren Verletzungen infolge von Vergewaltigungen. Oxfam fordert eine Ausweitung des medizinischen Angebots für die betroffenen Frauen. (APA)