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Die israelische Regierung warnt ihre Bürger dringend vor Terroristen auf der Halbinsel Sinai. Auf dem Foto: Premierminister Benjamin Netanyahu.

Foto: REUTERS/Uriel Sinai/Pool

Jerusalem - Die israelische Regierung hat ihre Bürger in einer "dringenden" Warnung zum sofortigen Verlassen der Sinai-Halbinsel aufgefordert. Der Aufruf bezieht sich auf "konkrete Hinweise auf einen zu erwartenden Versuch von Terroristen, Israelis auf der Sinai-Halbinsel zu entführen". Mit dem ungewöhnlichen Vorgehen versucht die Regierung, möglichst rasch Kontakt zu Familien aufzunehmen, die als Urlauber auf der zu Ägypten gehörenden Halbinsel unterwegs sind.

Ägypten demetiert

Die ägyptische Polizei hat die Berichte umgehend dementiert. Ein Angehöriger der ägyptischen Sicherheitskräfte sagte am Mittwoch auf Anfrage, eine von Israel am Vortag veröffentlichte Warnung entbehre jeder Grundlage. Es gebe keine aktuelle Gefahr für Touristen auf der Sinai-Halbinsel und auch keine speziellen Risiken für Israelis.

Nur wenige seien der Warnung bisher gefolgt, schreibt die israelische Tageszeitung Haaretz. Und das, obwohl sie außergewöhnlich scharf formuliert war. Laut Informationen der Tageszeitung Jerusalem Post plane eine Terrorzelle im Umfeld der Hamas, Israelis zu entführen und in den Gaza-Streifen zu bringen. Mitarbeiter des israelischen Geheimdienstes hätten bereits Kontakt mit ihren ägyptischen Kollegen aufgenommen. Es sei nicht bestätigt, dass es sich dabei um Mitglieder der Hamas handle, allerdings gingen die Behörden davon aus, dass der zu erwartende Versuch mit der Hamas zu tun habe. Geplant sei, Israelis als Geisel festzuhalten.

35.000 Israelis auf Halbinsel

Nach ägyptischen Angaben halten sich derzeit etwa 35.000 Israelis in dem Gebiet auf, das Israel im Sechs-Tage-Krieg 1967 erobert und nach dem Separatfrieden von Camp David etappenweise bis 1982 an Ägypten zurückgegeben hat. Israel hat zwar eine ständige Reisewarnung, die von Abstechern in die Sinai-Wüste abrät, doch wird dies von tausenden Israelis stets geflissentlich ignoriert. Mit dem Aufruf, "sofort abzureisen und heimzukehren" versuchte die israelische Regierung am Dienstag, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit zu wecken, damit Israelis ihre Verwandten und Bekannten, die in der Gebiet unterwegs sind, möglichst rasch von der drohenden Gefahr unterrichten.

2004 hatten Selbstmordattentäter Anschläge auf ein Hotel und mehrere Campingplätze auf der Halbinsel verübt, von denen man wusste, dass sich dort viele Israelis aufhielten. Dutzende Menschen wurden damals getötet und Hunderte verletzt. Als Urheber wurde die Terrororganisation Al-Kaida vermutet. Im größten Badeort der Halbinsel Sharm el-Sheikh sind bei mehreren Terroranschlägen 2005 mindestens 88 Menschen getötet und über 100 verletzt worden. Auch 2006 hab es Anschläge. (red/APA/apn, derStandard.at, 14.4.2010)