Der Pilotfilm zur neuen US-Fernsehserie "Treme" bietet und verspricht für alles Weitere vor allem: Musik.

Foto: HBO

"New Orleans, Lousiana": weiße Schrift auf schwarzem Grund. Dann: "Drei Monate danach." Nach was? Nach Katrina, das muss gar nicht dazugesagt werden in "Treme", der neuen Fernsehserie von David Simon. Es ist die wohl mit größter Spannung erwartete neue Serie dieses Jahres, was vor allem am Vorgängerprojekt liegt. Nicht wenige haben "The Wire", ein fünf Staffeln umfassendes Institutionenporträt der Stadt Baltimore, als beste Fernsehserie aller Zeiten gefeiert. Nun also New Orleans. Treme (oder Tremé, in jedem Fall auf der zweiten Silbe betont), ist einer der ältesten Stadtteile, in dem traditionell viele Afroamerikaner leben.

Der achtzig Minuten lange Pilotfilm, bei dem Agnieszka Holland Regie führte, wurde am Sonntag in den USA ausgestrahlt. Er bietet und verspricht für alles Weitere vor allem: Musik. Der lokale Jazzmusiker Kermit Ruffins spielt auf, Elvis Costello sitzt dabei einfach so als Zuhörer in der Bar. In aller Ruhe werden ein paar weitere Personen eingeführt, darunter eine Restaurantbesitzerin, ein Mann, der geflohen war, zurückkehrt und seine Bar wiederaufbaut. Ein Radio-DJ mit höheren Ambitionen und ein von John Goodman gespielter Englischprofessor, der in die Welt hinausschreit, dass Katrina nur wegen Behördenschlamperei zur Katastrophe für New Orleans werden konnte.

Hier ist ein vierzehn Minuten langes "Making Of", das HBO vorab veröffentlicht hat:

US-Fernsehkritiker haben bereits die ersten drei Folgen gesehen, die Reaktionen sind überwiegend enthusiastisch. Entertainment Weekly ist begeistert: "Treme fängt eine Musikkultur auf eine Weise ein, die man so noch nie im Fernsehen oder im Kino erlebt hat." Das Online-Magazin Salon.com schreibt: "Treme ist der Inbegriff großartigen Geschichtenerzählens, nach dem wir uns im Fernsehen immer sehnen, dass es aber viel zu selten gibt." Die Begeisterung des Intellektuellenblatts New Yorker äußert sich naturgemäß etwas komplizierter: "Die Serie verbietet ihren Zuschauern geradezu, sie zu lieben, während sie zugleich Wertschätzung fordert. In diesem Sinn ist dies vermutlich die mutigste Show, die David Simon je entwickelt hat."

Ausführliche aktuelle Porträts des Serienmachers David Simon, der seine Karriere als Journalist begann, gibt es (natürlich in englischer Sprache) im New York Magazine und in der Village Voice. Gleich zwei Blogs befassen sich ausführlich mit der neuen Serie, das eine heißt Watching Treme, das andere Back of Town. Die beste Übersicht über die aktuelle englischsprachige "Treme"-Berichterstattung gibt es, wie stets, bei David Hudsons Filmaggregationsseite bei The Auteurs. (Ekkehard Knörer - CARGO/derStandard.at, 13.04.2010)