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Die Bawag könnte auf ihrem Weg in die Zukunft scharf abbiegen und sich bei der Volksbanken AG engagieren.

Foto: APA/Georg Hochmuth

Die Bawag interessiert sich für einen Einstieg bei der Volksbanken AG und holt sich im Datenraum Details zur kranken Bank. Der Vizechef der Volksbanken soll bereits bei Cerberus in New York vorgesprochen haben.

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Wien - Nächste Woche will die Österreichische Volksbanken AG (ÖVAG) ihr Ergebnis präsentieren und idealerweise ein wenig über ihre Zukunft reden - die steht aber nach wie vor in den Sternen. Die Eigentümer der Bank, die 2009 rund 940 Mio. Euro Verlust eingefahren hat und das Partizipationskapital des Staates nicht bedienen kann, suchen einen "strategischen Partner" und haben den Datenraum geöffnet. In dem soll sich bisher nur ein Interessent ernsthaft umschauen: die Bawag.

Aus der Ex-Gewerkschaftsbank, die heute dem US-Fonds Cerberus bzw. Investoren wie Goldman Sachs oder Citigroup gehört, ist zwar naturgemäß keine Bestätigung zu bekommen, aber: "Wir schauen uns alle Möglichkeiten auf dem Markt an" , heißt es an hoher Stelle. Und: Der Vize-Vorstandschef der Volksbanken AG, Michael Mendel, ist in der Osterzeit nach New York gereist und hat dort dem Vernehmen nach Gespräche mit den Cerberus-Managern geführt.

Sektor mit Bauchweh

Ein Zusammengehen der Bawag mit dem Spitzeninstitut der Volksbanken wurde immer wieder kolportiert und dementiert - aber nun drängt die Zeit sehr. Der Wert der Volksbank sinkt aufgrund der wirtschaftlichen Turbulenzen ständig ab (die KPMG bezifferte ihn zuletzt mit rund 700 Mio. Euro), das bereitet nun zunehmend auch den kleinenVolksbanken, die neben DZ-Bank, Ergo Versicherung und Raiffeisen Zentralbank die Mehrheit halten, Bauchweh, müssen sie doch ihre Beteiligung abwerten.

Druck auf eine Lösung kommt freilich auch von der EU aus Brüssel und vom Bund. Die EU hat (wie bei allen Instituten, die Geld vom Steuerzahler beansprucht haben) großen Informationsbedarf und einen Fragenkatalog an die Volksbanken ausgeschickt, der der Beantwortung harrt. Spätestens im heurigen dritten Quartal (also bis Ende September) müssen die Volksbanker in Brüssel eine klare Strategie auf den Tisch legen. Die Frage der Eigentümerschaft wird dabei keine unwesentliche Rolle spielen.

Auch der Bund will eine Lösung sehen. Ende 2011 (auch für dieses Jahr ist kein Gewinn absehbar) muss die ÖVAG die erste Tranche (300 Mio. Euro) des Staatsgeldes zurückzahlen. Tut sie das nicht, kann der Staat sein Wandlungsrecht nützen, was er angesichts des vereinbarten Wandlungspreises aber vermeiden möchte.

Die Idee des Finanzministeriums, Raiffeisen- oder Sparkassensektor mit dem Spitzeninstitut der Volksbanken zu verschmelzen, stößt aber bei Erster und Raiffeisen auf wenig Gegenliebe, keiner von beiden hat sich im Datenraum sehen lassen. Man habe eigene Hausaufgaben zu lösen, wird gemeinhin argumentiert, umso mehr, als Basel III die Eigenkapitalerfordernisse künftig noch stark erhöhen wird. Einziges Lockmittel: Der Bund könnte als Gegenleistung die Zinsen fürs PS-Kapital (das ja auch RZB und Erste beansprucht haben) ermäßigen.

Für die Bawag, so wird kolportiert, könnte ein Zusammenrücken mit den Volksbanken insofern Sinn machen, als es ihren Geschäftsradius erweiterte. Schließlich ist die Bawag nur in Österreich aktiv, im Inlandsgeschäft lässt sich nur wenig verdienen. Ein Merger Bawag-ÖVAG (den freilich auch so mancher Bawag-Kontrollor für "unwahrscheinlich" hält) könnte die Zerschlagung der ÖVAG hintanhalten. Denn "Plan B" liegt längst in den Schubladen der Verantwortlichen - und der heißt Filetierung, also Abverkauf der ÖVAG-Töchter Investkredit, Europolis und Volksbank International. Ein Involvierter dazu: "Dieses Ende wollen wir verhindern, aber es scheint, als hätte die ÖVAG inzwischen denErnst der Lage erkannt." (Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13.04.2010)