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Le Pen, Rechtsextremist.

Foto: Reuters

Paris - Nach dem überraschenden Erfolg bei den jüngsten Regionalwahlen in Frankreich hat der Gründungspräsident der rechtsextremen "Front National" (FN) nun beschlossen, sich aus dem politischen Leben zurückzuziehen. Am Montag wird der 81-Jährige im Anschluss an eine Parteileitungssiztung das Datum des nächsten Parteitags ankündigen, bei dem sein Nachfolger an der FN-Spitze und der Präsidentschaftskandidat für 2012 bestimmt werden soll.

"Ich trete ruhigen Herzens ab, weil hinter mir nicht die Wüste bleibt", erklärte Le Pen, der es in der Region Provence-Alpes-Cote d'Azur auf knapp 23 Prozent der Stimmen brachte, gegenüber der am Samstag erschienenen Wochenzeitschrift "Figaro Magazine". Für den Posten des FN-Chefs gehen Le Pens Tochter Marine und der Europaparlamentarier Bruno Gollnisch ins Rennen. Marine Le Pen, die bereits Vizepräsidentin der Partei ist, gilt als Favoritin. Die 41-Jährige erfreut sich einer großen Medienbeliebtheit und hütet sich im Gegensatz zu ihrem Vater und zu Gollnisch vor verbalen Ausrutschern in Bezug auf die Judenverfolgung oder Nazi-Besetzung in Frankreich.

Mehrere Parteikader der FN haben in den vergangenen Jahren allerdings die Bewegung verlassen, weil sie Jean-Marie Le Pen vorwarfen, die Partei wie ein "Familienunternehmen" zu gründen. Den Auftakt bildete 1999 der ehemalige designierte Nachfolger Le Pens, Bruno Megret, der die mittlerweile wieder aufgelöste rechtsextreme "Mouvement National Republicain" (MNR) gründete. Im Vorjahr hatte der Europaparlamentarier Carl Lang, seit 30 Jahren Mitglied der FN, einen Alleingang angekündigt.

Letzter Aufschwung

Der unerwartete Erfolg bei den Regionalwahlen vom vergangenen März gab Vater und Tochter Le Pen allerdings erneut großen Schwung. Nachdem Präsident Nicolas Sarkozy (UMP) geglaubt hatte, durch seine strikte Sicherheits- und Ausländerpolitik der FN den Wind aus den Segeln genommen zu haben, sorgte die FN für eine große Überraschung, als sie in den zwölf Regionen, in denen sie sich bei der Stichwahl halten konnte, durchschnittlich 17 Prozent der Stimmen erhielt. Landesweit brachte es sie auf 9,2 Prozent.

Für Jerome Fourquet vom Meinungsforschungsinstitut IFOP ist der Vorstoß der FN eines der bedeutendsten Ereignisse der Regionalwahl. "Das hat bewiesen, dass Sarkozys Versuche, die rechtsextreme Wählerschaft durch einen Rechtsruck der Konservativen anzuziehen, nicht funktioniert", betonte Fourquet. Zahlreiche politische Beobachter vermuteten, dass Jean-Marie Le Pen durch den erneuten Erfolg versucht sein könnte, seine politische Karriere noch weiter fortzusetzen. "Nein, ich werde im Jahr 2012 nicht Kandidat sein", erklärte der 81-Jährige gegenüber "Figaro Magazine", der es im Jahr 2002 zur allgemeinen Überraschung in die zweite Runde der Präsidentenwahl geschafft hatte.

Jean-Marie Le Pen, Sohn eines bretonischen Fischers, begann seine politische Karriere 1956 an der Seite des Rechtspopulisten Pierre Poujade, für den er auch im Parlament saß. Seine 1972 gegründete "Front National" machte in den 80er Jahren erstmals mit zweistelligen Wahlergebnissen auf sich aufmerksam, Le Pen erzielte bei der Präsidentschaftswahl 1988 fast 15 Prozent der Stimmen, 2002 brachte er es auf 17 Prozent. Insgesamt trat der Rechtsextremist bei fünf französischen Präsidentenwahlen an. 2007 erlitt er bei den Parlamentswahlen eine Schlappe, die seine Partei von der Wahlkampfrückvergütung ausschloss und ihn zwang, den Parteisitz in Saint-Cloud bei Paris zu verkaufen.

Für großes Aufsehen sorgten auch seine zahlreichen verbalen Ausfälle. In den 1980er Jahren nannte er die Gaskammern ein "Detail in der Geschichte des Zweiten Weltkriegs", ein anderes Mal führte er Aids-Infektionen auf Sodomie zurück. Dann hetzte er wieder, die Franzosen müssten künftig mit gesenktem Blick durch die Straßen schleichen, denn wer einem Muslim in die Augen schaue, müsse mit "Dresche" rechnen. Den Muslimen warf der Rechtsextremist überdies "Kolonisierung durch Massenimmigration" in Frankreich vor. Verurteilt wurde er überdies für die Erklärung, die Nazi-Besatzung in Frankreich während des Zweiten Weltkriegs sei "nicht besonders unmenschlich" gewesen. (APA)