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Foto: APA/Pfarrhofer

Der katholischen Kirche geht es nicht gut. Wie dramatisch es um sie bestellt ist, hat neulich ein Hofprediger des Papstes in sensibler Weise deutlich zu machen versucht, als er die Angriffe auf die Kirche wegen der vielen Fälle von Kindesmissbrauch mit der Judenverfolgung verglich. Ohne näher auf die Verdienste der Kirche um die Judenverfolgung einzugehen, hat er diesen offenherzigen Vergleich kurz darauf als Missverständnis zurückgenommen. Das hätte er vielleicht bleiben lassen, hätte ein anderer Kirchenfürst in der Umgebung des Papstes nicht bis Ostern zugewartet, Kritik an der Kirche als Geschwätz zu anathematisieren. Die Ermutigung kam leider zu spät.

Weil der Herr bekanntlich für die Seinen sorgt, hat er ihnen neulich Unterstützung geschickt. Tatsache ist nämlich, daß der Papst machen kann, was er will, bis hin zur Selbstzerfleischung, es würde dies den politisch korrekten Kirchenkritikern nicht reichen, warf sich Andreas Mölzer als sein Sendbote in die Bresche. Die Kirche, bzw. ihre noch verbliebene moralische Macht, muß und wird demontiert werden. Ganz gleich, wieviele Schuldbekenntnisse die Kirchenfürsten, die Bischöfe bis hinauf zum Papst auch machen würden, keine Erklärung, keine Entschuldigung, keine Buße wird da auslangen, schrieb er in "Zur Zeit". 

Die Kraft zu diesem endzeitlichen Gestus schöpfte er ebenfalls aus einem Vergleich, nur dass ihm die Judenverfolgung als Beispiel für den Leidensweg der Amtskirche nicht reichte, hatte er doch Aufwühlenderes zu bieten. So ähnlich ist es mit den antifaschistischen Grundsatzerklärungen freiheitlicher Politiker, im konkreten Falle die der Bundespräsidentschaftskandidatin Barbara Rosenkranz: Sie kann erklären, was sie will, es wird den zeitgeistigen Antifaschisten niemals reichen, niemals glaubwürdig genug sein. Ob es im freiheitlichen Falle die Faschismuskeule ist oder im kirchlichen Falle die Mißbrauchskeule, diese wird gnadenlos geschwungen, gilt es doch nicht etwa, den Faschismus zu verhindern oder gar künftigen Kindesmißbrauch, nein, es geht darum, die betroffene Institution, also eine mißliebige Oppositionspartei im einen Falle und eine noch immer mit ihren Dogmen lästige Kirche im anderen Falle, zu demontieren. 

Hätte Mölzer aus dem Schicksal des päpstlichen Hofpredigers lernen können, er hätte mit der Behauptung, Frau Rosenkranz kann erklären, was sie will, es wird den zeitgeistigen Antifaschisten niemals reichen, noch etwas zugewartet. Hat sich doch inzwischen erwiesen, dass die Erklärungen der Kandidatin den zeitgeistigen Antifaschisten durchaus reichten, um sich von ihr ein Bild zu machen, nicht aber ihrem Erfinder, der sich um den Ruf eines zeitgeistigen Antifaschisten bemüht und erkannte, dass sie in ihren Aussagen "nicht sehr präzise" gewesen sei, der Wirbel um ihre Aussagen zum Verbotsgesetz somit auch durch eigene Fehler ausgelöst worden ist.

Ist Strache dem Papst damit zwar nicht gerade in Selbstzerfleischung vorangegangen, so gab er Rom doch ein bedenkenswertes Beispiel für Selbstkritik, die nicht wehtut. Bei Mölzer hat er damit weniger Chancen, der weiß, wirkliche Probleme werden tunlichst ausgespart, nicht nur wo die Faschismus-, sondern auch wo die Mißbrauchskeule geschwungen wird. Diese Probleme liegen dort, wo die Trennlinie zwischen Homophilie und Pädophilie ein Phänomen ist, das bei der gegenwärtigen Mißbrauchsdiskussion tunlichst politisch korrekt ausgeblendet wird. 

Um dem entgegenzuwirken, rückte er einen ganzseitigen Artikel unter dem Titel "Stupid white man" ins Blatt, in dem offen gesagt wird: Die 68er und ihre Epigonen, die linken Gutmenschen, haben in den vergangenen Jahrzehnten das europäische Wertesystem völlig auf den Kopf gestellt, mit der Folge: Aus Gutmenschensicht kann sich der "schuldig" geborene Mann nur dann von seiner "Erbsünde" befreien, wenn er seine Männlichkeit leugnet. 

So etwas hat Folgen. Daß die linken GutmenschInnen einen hohen Preis dafür zahlen werden, ist aber bereits jetzt abzusehen. Denn der verweiblichte bzw. gemäß der Gendermainstreaming-Theorie geschlechtslose europäische Mann ist weder willens noch in der Lage, die Interessen und Rechte der autochthonen Bevölkerung gegen die fordernden Zuwanderer aus dem Orient zu verteidigen. Wer steht folglich stets am medialen Pranger? Der heterosexuelle, steuerzahlende, wei-ße Mann. Gegen so viel Geschlechtslosigkeit erscheint Kindesmissbrauch als harmloser Zeitvertreib. (Günter Traxler/DER STANDARD; Printausgabe, 10./11.4.2010)