Frisch gefangen, verkauft und gleich auch noch zubereitet - das ist der Werdegang der Fische im Hafen von Fortaleza - Ansichtssache mit Rezepten
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Der Strand von Fortaleza erstreckt sich über 38 Kilometer. Der größte Teil davon ist mit Kiosken belegt. Vor allem an den Wochenenden füllen sich diese Strandabschnitte mit Menschen, die das Meer zum Baden genießen.
Ein kleiner Teil des Strandes im Osten der Stadt jedoch gehört den Fischern von Fortaleza. In den beiden Häfen "Puerto do Meireles" und "Puerto do Mucuripe" liegen die Fischerboote, aber auch Yachten und Ausflugsboote für Touristen.
Am Strand wird den ganzen Tag über gehämmert, gesägt, gekocht, gelacht, gegessen und geplaudert - die Fischer verbringen die meiste Zeit hier, wenn sie nicht gerade auf dem Meer sind.
Beinahe sieht es so aus, als würden die Menschen hier leben, aber alle haben auch Häuser oder Wohnungen in der Stadt.
Die Fischerboote benötigen regelmäßige Wartungs- und Reparaturarbeiten. Die ganze Familie ist mit am Strand, die Kinder spielen hier, die Frauen kochen das Essen und die Männer flicken ihre Boote und Netze.
In diesen Körben aus geflochtenen Zweigen werden die Fische auf den Booten für den Transport in den Hafen aufbewahrt. Die Körbe entstehen natürlich in Handarbeit.
Luiz hat zwei Jobs: Fischer und Tischler. An einem vier Meter langen Boot wie diesem hier, arbeitet er eine Woche. Dann ist es fertig und kann aufs Meer hinaus.
"Damit das Boot nicht sinkt, wird der Bootsbauch am Ende mit Styroporplatten gefüllt", erklärt er. Die Arbeit geht ihm nicht aus, wenn nicht ein ganzes Boot zu bauen ist, werden kaputte Boote repariert. Wenn er nicht tischlert, fährt er hinaus zum Fischfang.
Zum Abdichten der Boote wird Kalk verwendet, der zwischen die Bretter geschmiert wird. Stoffstreifen dienen zusätzlich als Dichtungsmaterial. "Die großen Schiffe mit zwölf Metern Länge bleiben bis zu zehn Tage auf dem Meer", erklärt José. Bis zu acht Fischer schlafen dann im Schiffsbauch auf engstem Raum.
Ohne Lizenz darf nicht gefischt werden. Die Marine von Fortaleza macht die Prüfungen, vergibt die Lizenzen und bringt illegale Angler und Fischer schnurstracks ins Gefängnis, wenn sie sie erwischt. Jeder Fischer hat einen Ausweis und jedes Boot hat ein Zulassungsdokument.
"Gestern hat die Stadtverwaltung Boote abgeholt und weg gebracht", erzählt José. Sie würden den Strand verschmutzen, heißt es. Also hat man Boote ohne Linzenz oder Boote, die nicht zum Fischen verwendet werden, kurzerhand vom Strand entfernt. José vermutet, dass das auf Anweisung der Bewohner der Hochhäuser auf der gegenüberliegenden Straßenseite geschehen ist, denen die Fischer ein Dorn im Auge sind.
"Wer behauptet, in Ceará gäbe es Probleme mit der Wasserversorgung, der soll sich unseren Brunnen ansehen", lacht Francisco, der gerade Wasser in einen Kübel pumpt. "Jeder hier hat mindestens zwei Berufe", erzählt er weiter. Fischer sind sie alle. Aber es gibt auch Gärtner, Tischler und Bauarbeiter. Wer nicht auf dem Meer ist, geht an Land seinem zweiten Beruf nach.
Von Wasserknappheit ist hier tatsächlich nichts zu sehen. Dieser kleine Junge genießt gerade eine erfrischende Dusche mit Wasser aus der Quelle.
Das kühlt ab. Jetzt um die Mittagszeit hat es drückende 30 Grad, die sich wie 35 anfühlen und dazu eine Luftfeuchtigkeit von rund 70 Prozent. Bis zu vier kühle Duschen am Tag gehören in dieser Region Brasiliens zum Tagesablauf. Dass wir Mitteleuropäer und nur ein- bis zweimal täglich duschen, finden viele Brasilianer zumindest eigenartig.
Ein zukünftiger Fischer und Tischler? "Wo kommst du her?", fragt er mich. Er hat aber noch nie etwas von einem Land namens "Austría" gehört, dreht sich gelangweilt um und sägt weiter an seinem Holzbrettchen.
"Tainha" - "Meeräschen" werden hier in großen Mengen gefangen. Die Fischer selber dürfen ihren Fang nicht verkaufen, denn dafür braucht man einen Kiosk und die entsprechende Lizenz.
Fabios Rezept für "Tainha": 1 kg Meeräschen 3 Limonen grobes Meersalz, Pfeffer
"Tainhas" für eine Stunde in Limonensaft marinieren lassen, Salz und Pfeffer dazugeben und dann in Sonnenblumenöl frittieren. Ein simples Rezept für ein köstliches Mittagessen.
In den Kiosken schließlich können die Fische gekauft werden. Fabio erklärt, dass in der Region von Fortaleza vor allem "rote Fische" gefangen werden, beispielsweise "Pargo" (Meerbrasse). Ein imposanter Fisch, der hier gerade für den Verkauf gewogen und von seinen Schuppen befreit wird.
Weiters gibt es "Cioba" (Red Snapper), aber auch "Dourada" (Goldmakrele)
oder "Cavalha" (Königsmakrele), zwei Fischarten mit wunderbar festem
Fleisch und wenigen Gräten.
Und natürlich gibt es Meeresfrüchte aller Art - unter anderem Langusten. Dieser junge Mann ist 15 Jahre alt und lässt beim Verkauf der Langustenschwänze seinen ganzen Charme spielen. Und ist damit sehr erfolgreich.
Fabios Rezept für Langustenschwänze: 1 kg Langustenschwänze (etwa sieben Stück) 1 Pkg Cracker Butter
Man schlichtet die aufgeschnittenen Langustenschwänze in eine Auflaufform. Dann werden die Cracker zerbröselt. Dann schmiert man die weiche Butter auf das Langustenfleisch, streut die Crackerbrösel drüber, gibt etwas Weißwein dazu und lässt das ganze für 30 Minuten im Rohr überbacken. Dazu gibt´s Reis, Mangos und gekochte rote Rüben.
Obwohl es eigentlich verboten ist, verkaufen die Fischer natürlich ihren Fang trotzdem auch selbst am Strand. Allerdings handelt es sich dabei um Kleinstmengen, die kaum die Aufmerksamkeit der Polizei erregen.
Das ist die offizielle und lizenzierte Variante vom Fischverkauf. In nummerierten Kisosken - "Box" genannt - wird der Fang an die Kunden verkauft. Nach Ostern ist Flaute in den Standln. In Brasilien ist Fisch DAS Osteressen - die Kühltruhen sind jetzt nach den Feiertagen leer, die Preise hoch.
Die Fische kosten durchschnittlich 15 Reales/Kilo. Außerdem gibt es noch jede Menge "Camarões" (Garnelen) in verschiedenen Größen, die zwischen zehn und 25 Reales/Kilo kosten. Die Fischer selber essen am liebsten auf dem Meer. "Diese Fische haben niemals eine Kühltruhe von innen gesehen. Es gibt keinen frischeren Fisch als den, den wir selber essen", schwärmt José.
Der Fischmarkt hat von sieben bis zehn Uhr geöffnet - jeden Tag. Ab 1. Mai beginnt die Langusten-Saison. Dann werden die Kioske rot leuchten. Aber noch ist es nicht soweit.
Sehr praktisch ist dieser Teil des Marktes. Man kauf sich einen Sack Garnelen und lässt ihn sich gleich anschließend zubereiten. Die Zubereitung von einem halben Kilo Garnelen kostet vier Reales. Dazu werden Reis, Pommes oder Macaxeira (gekochte Maniokwurzeln) für ebenfalls vier Reales angeboten. (Mirjam Harmtodt/derStandard.at/13.04.2010)