Burg-Ruine Staatz im Weinviertel

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Grafik: Der Standard

Es gehört anscheinend zu den Besonderheiten des Weinviertels, dass markierte Wege nicht zu den interessantesten Punkten führen, sondern mehr oder weniger vorbei. Das Gebiet um Mailberg nahe der Grenze zu Tschechien macht da keine Ausnahme. Mutet man sich einige Pfadfinderqualitäten zu und kann man mit der sehr genauen Bundesamtskarte umgehen, dann lassen sich etliche überaus interessante Routen zusammenstellen. Von den vielen, mit Weinrieden bedeckten Hügeln bietet sich immer wieder ein herrlicher Blick in die nähere und weitere Umgebung. Zu sehen sind etwa die markanten Kalkklippen von Staatz und Falkenstein, die in Tschechien liegenden Pöllauer Berge sowie die Kleinen Karpaten der Slowakei. An klaren Tagen zeigen sich sogar Schneeberg und Hochwechsel am anderen Ende des Bundeslandes.

Selbst der Galgenberg, den man der Aussicht wegen unbedingt besteigen sollte, verliert bei diesem stimmungsvollen Umland seine Schrecken.
Schloss Mailberg ist seit 1146 im Besitz des Souveränen Malteserordens und gilt als dessen ältester Besitz in Österreich. Die Angehörigen des Ordens beschützten zur Zeit der Kreuzzüge und auch später die Pilger im Heiligen Land, Besitzungen in Europa mussten für die Finanzierung sorgen. So auch die Kommende in Mailberg.

Mailberg, urkundlich erstmals 1055 erwähnt, war im Jahre 1082 Schauplatz der Auseinandersetzung im Investiturstreit zwischen Markgraf Leopold II. und Herzog Wratislaw von Böhmen, die mit einer Niederlage des Markgrafen endete. Obgleich die Schlacht erhebliche politische Auswirkungen hatte, ist ihr Schauplatz nicht mehr bekannt. Man weiß auch nicht, ob die Ende des 19. Jahrhunderts im Kellergraben gefundenen menschlichen und tierischen Reste von dem einstigen Gemetzel stammen.
Nur ein geringer Teil der empfohlenen Runde ist markiert, doch erleichtert gutes Kartenmaterial und eine übersichtliche Landschaft die Orientierung. Sonstige Schwierigkeiten weist die Wanderung nicht auf.

Die Route: An der Ostseite des Schlosses beginnt ein Feldweg, der nach Süden auf einen Höhenrücken führt. Diesem folgt man nach rechts bis zum Galgenberg mit den Resten der Hinrichtungsstätte. Gehzeit ab Mailberg 1¼ Stunden. Nun kehrt man ein kurzes Stück zurück und folgt dann dem Weg zum Waldrand. Ein Güterweg leitet in einem langen Bogen und dann fast geradeaus zur Straße nach Immendorf, die man quert, und zur roten Markierung des österreichischen Grenzlandwanderwegs. Auf diesem steigt man zum Buchberg auf. Gehzeit ab Galgenberg eine Stunde. Man bleibt auf der roten Markierung und gelangt im Abstieg wieder zum Ausgangspunkt. Ab Buchberg eine Dreiviertelstunde. (Bernd Orfer/DER STANDARD/Album/Printausgabe, 10./11./4.2010)