Das sich stetig Verändernde hat Elisabeth Penker kurzfristig konserviert: "Archive&Storage" (2010)

 

Foto: Saprophyt

Schon die erste bauliche Maßnahme war eigentlich keine: Architekt und Künstler Thomas Oberwinter zog im Oktober 2008 im Rahmen seiner Installation Rigipswände im Saprophyt ein: ein raumverändernder Eingriff, als künstlerische Intervention nahezu unsichtbar. Es sollten weitere folgen.

Das Konzept der Künstler Barbara Kapusta und Stephan Lugbauer sieht vor , dass die von ihnen eingeladenen Künstler mit dem Raum arbeiten und vor allem auch mit dem, was andere bereits hinterlassen haben. "Wir wollten, dass die Leute nicht mit fertigen Dingen kommen wie bei einem White Cube", sagt Kapusta. Es werde hier nichts produziert bzw. wird das Produkt nach Ausstellungsende freigegeben. So kann es durchaus passieren, dass Objekte wieder zum Material werden, um sich in andere Objekte und Installationen zu transformieren.

"Das ist das Interessante an Saprophyt", erklärt Lugbauer: wie man mit fremden Werken umgeht - ob man diese bewahrt, sich aneignet, nicht antastet oder gar - im Sinne einer Umwandlung - zerstört. In der Wiener Kunstszene kenne man sich und daher, erklärt Lugbauer, sei dieses Agieren geradezu politisch. Ihm geht es mit Saprophyt, das eigentlich mehr ein Kunstprojekt, eine soziale Plastik im Beuys'schen Sinne ist, auch darum, die Egomanie im Kunstbetrieb, die eigene Autorschaft zu befragen.

Als ihnen per Zufall der Raum, ein typischer Leerstand im Erdgeschoß eines Wohnhauses, angeboten wurde, war klar: "Wir wollten kein Atelier und auch keinen White Cube", erzählt Lugbauer. Resultat der Überlegungen ist das Saprophyt, kein klassischer Ausstellungsraum, sondern ein spannendes Experiment. (Anne Katrin Feßler / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9.4.2010)