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Ein Hund erklärt verdächtige Polizeiaufzeichnungen. Der Hund im Bild ist jedoch nicht "Otto". Otto ist ein "nicht wirklich verträgliches" Haustier, dass Harald Balluch möglichst ohne Gebell durch den Hauseingang zu seinem Herrchen nach draußen bringen wollte

Foto: APA/ANITA MARIC

Beim Prozess gegen 13 Tierschützer suchte Richterin Arleth gezielt nach Hinweisen auf verborgene kriminelle Verbindungen. Unterstützer ließen Musik erklingen - bis in den Verhandlungssaal hinein

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Wiener Neustadt - So langatmig der Verhandlungsverlauf, so kurzweilig die Töne, die von draußen in den Wiener Neustädter Schwurgerichtssaal dringen. Erst knallt es, und Sirenengekreisch untermalt die Aussage des dreizehntbeschuldigten Geschäftsführers des Vereins gegen Tierfabriken (VGT), Harald Balluch.

Demo-Untersagung vor einer Kleider-Bauer-Filiale

Dann geht der Lärm der Unterstützerkundgebung vor dem Gerichtsgebäude ins Musikalische über. Offenbar als Kommentierung des schwerfälligen Großverfahrens, das sich an diesem Mittwoch ganz besonders zeitverschlingend anlässt, erklingen I want to break free von Queen und Do you really want to hurt me? von Culture Club. Währenddessen trägt Richterin Sonja Arleth fürs Verhandlungsprotokoll in einem Zehnminutenlesemarathon den Gesamttext einer Demo-Untersagung vor einer Kleider-Bauer-Filiale vor zwei Jahren vor.

Strukturen eines Zusammenschlusses

Wie die anderen zwölf angeklagten Tierschützer auch muss sich Harald Balluch, Bruder des erstbeschuldigten VGT-Obmanns Martin Balluch, wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Organisation nach dem umstrittenen Strafrechtsparagrafen 278a verantworten. Auf die Strukturen eines solchen Zusammenschlusses zielen die Fragen Arleths offenbar ab: Wie es kam, dass der VGT-Geschäftsführer in der Wohnung eines Mitglieds der Basisgruppe Tierrechte (Bat) nächtigte, will sie wissen - wo sich VGT und Bat offiziell doch eher gegnerisch gegenüberstehen.

Hundesitting

Das habe nur mit dem Hund Otto zu tun, antwortet Harald Balluch, dem "nicht wirklich verträglichen" Haustier von besagtem Bat-Mann. Dieser sei mit seiner Lebensgefährtin privat befreundet- und da die beiden zu diesem Zeitpunkt gemeinsam "eine Hundetrainerausbildung" absolviert hätten, habe er eben "auf Otto aufgepasst" .

"Sind vor der Tür"

Laut Harald Balluch erklärt dieses Hundesitting manch verdächtig wirkende Eintragung in den Telefonüberwachungsprotokollen der Kriminalpolizei: "Sie haben Herrn G. (besagtem Bat-Mitglied, Anm.) eine SMS lautend auf ‚Sind vor der Tür‘ geschickt" , hält Arleth Balluch zum Beispiel vor. "Das war, weil er Hund Otto möglichst ohne Gebell durch den Hauseingang zu mir nach draußen bringen wollte" , antwortet dieser. Sein politisches Verhältnis zu den Bat-Leuten sei nach wie vor "distanziert-reserviert" , bekräftigt er.

Ungelesene Mails in fetter Schrift

In der Folge nahm der Umstand, dass in dem von Harald Balluch im Internet administrierten, eingetragenen, Tierschützern vorbehaltenen "Fadinger Forum" Anleitungen zum Brandsatzbau auftauchten, viel Platz ein. Diese Anleitungen seien nicht gelesen worden, das sei beweisbar, sagte Balluch. "Wie das?" , fragte Arleth. "Die Mails wurden nicht geöffnet. Die Schrift war noch fett" , antwortete der Beschuldigte.

Der Prozess geht am Donnerstag weiter. Es werden Beamte der Soko Tierschutz, die die Ermittlungen geleitet haben, als Zeugen erwartet. (Irene Brickner, DER STANDARD Printausgabe 8.4.2010)