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Rudolf Gehring will nicht "Werte" plakatieren, stattdessen lebt er bei seinem Wahlkampfauftakt plakativ katholische Werte.

Foto: APA/Fohringer

FPÖ-Anwärterin Barbara Rosenkranz setzt auf ein Personenkomitee, das drohungsresistent ist.

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Wien - Der tägliche Messebesuch ist zwar auch für ihn nicht immer machbar, wie er offen zugibt, aber Rudolf Gehring versucht es wenigstens. Auch und besonders im Wahlkampf für die Bundespräsidentschaftswahl will der Kandidat der Christlichen Partei Österreichs (CPÖ) auf die "Kraft der Heiligen Messe vertrauen", sagte er am Dienstag zum Standard. Darum war es auch selbstverständlich, dass er seinen Wahlkampfauftakt mit einer Messe eröffnete.

Dazu versammelte Gehring am Dienstagabend in der Kirche St. Paul in Wien-Döbling nicht nur Familienmitglieder, sondern auch seine Anhängerschaft, denn "der Segen von oben ist wichtig".

Danach ging es in die "Residenz Zögernitz", ein historisches "Saal- und Gartenetablissement", wo der Abend mit einem "Vaterunser", alkoholfreien Getränken und Würsteln für alle begonnen wurde. Vor einer Hundertschaft an Anhängern - darunter Familien mit Kindern, aber auch Unterstützern, die aus Tirol und der Steiermark angereist waren - wurde Gehring als Kandidat präsentiert, "der nicht am rechten oder linken Rand angesiedelt ist".

Amtsinhaber Heinz Fischer warf Gehring "altsozialistische Ideen" vor, FPÖ-Kandidatin Barbara Rosenkranz deren deutsch-nationale Gesinnung. Dass beide auf ihren Plakaten "Werte" verkaufen, beantwortete Gehring mit dem Versprechen, "kein einziges Plakat" zu affichieren: "Wir müssen nicht das Wort ,Werte' plakatieren. Wir leben sie ganz einfach." Von einem Bundespräsidenten erwartet er, dass er sich "zu den Fehlern der Einwanderungspolitik äußert" und "Warnungen vor islamistischen Tendenzen anspricht". Seine Rede schloss Gehring mit den Worten "Gott schütze Österreich!".

Barbara Rosenkranz zog am Dienstag in einem Punkt mit Heinz Fischer gleich. Was er schon hat, hat sie nun auch - ein "unabhängiges Personenkomitee". Präsentiert wurde es vom ehemaligen FPÖ-Chef und Exvizekanzler Herbert Haupt sowie dem FP-nahen Historiker Lothar Höbelt.

Beide begründeten ihren Einsatz für Rosenkranz unter anderem mit der "Kampagne", die die "linke Mehrheit" in den Medien gegen die blaue Hofburg-Anwärterin gestartet hätte, um so der SPÖ zuzuspielen, sagte Höbelt. Als Beispiel für "Manipulationen" zulasten von Rosenkranz verwies der Historiker auf die Debatte um das Verbotsgesetz, bei der alte Rosenkranz-Aussagen verfälschend als aktuell dargestellt worden seien. Dagegen müsse man sich wehren.

Haupt begründete seine Mitarbeit im Komitee mit der "gesamtpolitischen Lage" und dem "Medienrummel" der vergangenen Wochen. Es könne nicht sein, dass eine Frau, die zehn Kinder großgezogen und in einer "männerzentrierten Partei" Familie und Karriere unter einen Hut gebracht habe, "ungestraft diffamiert werden darf". Zudem wäre eine Frau an der Spitze des Staates ein "Signal" , sagte der Exvizekanzler, der die "klare Haltung" der Patriotin zum Beispiel gegen Fischers Schweigen zu Themen wie der "desolaten Lage" des Bundesheers in Stellung brachte.

Auf der Liste der "unabhängigen" Rosenkranz-Unterstützer findet sich neben früheren FPÖ-Politikern wie Exfinanzstaatssekretär Holger Bauer, Exjustizminister Harald Ofner, Ex-FPÖ-Parteichef Alexander Götz, Exgesundheitsstaatssekretär Reinhart Waneck und den beiden früheren Dritten Nationalratspräsidenten Siegfried Dillersberger und Gerulf Stix sowie der ehemaligen Zweiten Präsidentin des Kärntner Landtags, Kriemhild Trattnig, auch der umstrittene Neurochirurg Gerhard Pendl. Dieser wurde 2006 von Exwissenschaftsministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP) aus seinem Amt als Uni-Rat der Medizin-Uni Wien abberufen. Grund war Pendls Rede am Grab des vom NS-Regime hoch dekorierten Luftwaffenoffiziers Walter Nowotny. Diese stelle, so Gehrer in ihrer Begründung, aufgrund ihrer unkritischen Haltung zum Nationalsozialismus eine "schwere Pflichtverletzung" dar.

Mysteriöses

Dass keiner aus der Riege der Rosenkranz-Unterstützer jünger als 40 Jahre alt sei, erklärte Herbert Haupt übrigens damit, dass man bewusst Menschen gewählt habe, die schon Erfahrungen mit Drohungen hätten. Auch er, sagte Haupt, habe schon "mysteriöse Anrufe" erhalten. (von Gerda Mackerle und Lisa Nimmervoll/DER STANDARD, Printausgabe, 7.4.2010)