Oberwart - Der 8. April ist der Feiertag der europäischen Roma. Erinnert wird damit an den ersten internationalen Romakongress 1971 in London, bei dem die Gründung der "International Romani Union" beschlossen wurde.

Klarerweise wird dieser Tag auch in Oberwart begangen, das seit längerem seinen Romanes-Namen Erba, wenn schon nicht stolz, so doch sehr bewusst trägt. Und so liegt es auf der Hand, dass Bürgermeister Gerhard Pongracz (SPÖ) im OHO, dem Offenen Haus Oberwart, die Feierlichkeiten quasi hochoffiziell begleitet.

Die Ausstellung, die der Bürgermeister am Donnerstagabend eröffnet, nennt sich "Romane Tschavengere Vilagi - Roma Kinder Welten". 15 Menschen erinnern sich an früher. Und weil es Roma sind, erinnern sie sich dabei auch, wie so mancher jugendliche Traum zerbrach an der alltäglichen Gewalt des Faktischen. Die schildert der Musiker Hans Samer, Jahrgang 1948, geradezu paradigmatisch. "Als meine Mutter sah, dass ich mit dem Namen Sarközi keine Chance auf einen Lehrplatz hatte, ging sie zum Bezirksgericht und änderte den Namen. Als ich den Namen Samer hatte, hatte ich auch sofort eine Arbeitsstelle in Oberwart."

Solche Diskriminierungen - Sarközi ist ein "Zigeunername" - haben sich zwar gemildert. Verschwunden sind sie nicht. Die Europäische Stelle zur Beobachtung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit kritisierte denn auch die systematische Diskriminierung von Romakindern im Bildungsbereich, dem Startplatz zu einer sozialen Abwärtsspirale.

Diese gestoppt zu haben durch geradezu aufreizend kostengünstige Maßnahmen wie Nachmittagsbetreuung und Lernhilfen, ist ein unbestreitbares Verdienst der Oberwarter Schulen und der Romavereine. Das hätte durchaus Modellcharakter für Europa.

Freilich wäre auch vor der eigenen Tür zu kehren. Im benachbarten Kemeten etwa, wo die Aufstellung einer Gedenktafel für jene 200 Kemeter, die als "Zigeuner" dem Nazi-Terror zum Opfer fielen, seit dem Jahr 2000 für Diskussion sorgt. Damals lehnte der Gemeinderat eine solche Tafel ab, 2006 fand man einen Kompromiss. In einer "Geschichtsskulptur" sollen die ermordeten Roma Erwähnung finden. Die Skulptur ist fertig. Aufgestellt ist sie nicht.

Bürgermeister Johann Nussgraber (SPÖ) verspricht das für "nach der Wahl". Das habe nichts damit zu tun, dass dies "vor der Wahl zu heikel" sei, wie er es im ORF meinte. Nur damit, "dass da viel zu tun ist". Auch sage er, anders als im Kurier zitiert, "dazu" durchaus was. Zum Standard zum Beispiel das: "Ich bin es leid, dass uns von außen immer gesagt wird, was zu tun ist." (Wolfgang Weisgram/DER STANDARD, Printausgabe, 7. April 2010)