Foto: Janez Jansa

Wien - Der Name Janez Jansa ist heute schon wieder weitgehend aus dem kollektiven Gedächtnis verschwunden. Zur Erinnerung: Jansa war als Vorsitzender der liberal-konservativen Slowenischen Demokratischen Partei (SDS) ab 2004 vier Jahre lang slowenischer Ministerpräsident. Im europäischen Maßstab bekannt wurde Jansa während des slowenischen EU-Rats-Vorsitzes in der ersten Hälfte des Jahres 2008.

Der einstige kommunistische Jugendaktivist hatte sich in einen neoliberalen Hardliner verwandelt, der symbolisch für die verbreitet zunehmende Einflussnahme der Politik auf die Medien steht. Zeitungen sowie der wichtigste slowenische TV-Sender wurden an die politische Kandare genommen, regierungskritische Journalisten wurden gefeuert, und progressiven Medien wurden die Subventionen verweigert.

Drei slowenische Künstler entschlossen sich, ein Zeichen gegen diese demokratiefeindliche Politik zu setzen: Davide Grassi, Emil Hrvatin und Ziga Kariz ließen sich im August 2007 amtlich auf den Namen Janez Jansa umtaufen. Hrvatin leitete, bevor er sich der Kunst als Regisseur und seiner neuen Identität zuwandte, die in Ljubljana herausgegebene progressive Zeitschrift Maska, die sich hauptsächlich mit zeitgenössischer Choreografie beschäftigt. Ziga Kariz ist bildender Künstler, Davide Grassi Medienkünstler.

Die Maßnahme des Umtaufens ist Teil einer "subversiven Affirmation", die auf die Zeichen- und Repräsentationsebene des Ziels dieser künstlerischen Kritik zugreift. Die Neo-Jansas sind seitdem sehr aktiv und packen jede Gelegenheit beim Schopf, ihren Diskurs auch international an die kunstinteressierte Öffentlichkeit zu bringen.

Sie produzieren Performances und Ausstellungen und haben auch ein Buch mit dem Titel Name Readymade herausgegeben. Sie sind bei zahlreichen Kunstformaten in Deutschland, Spanien, Schweden, Japan, Argentinien und New York vertreten, hatten 2008 eine Ausstellung beim Steirischen Herbst und waren auch in Wien bereits im Tanzquartier und Brut zu erleben.

Mit der Weiterführung des Namens Janez Jansa nach der Abwahl des Ministerpräsidenten betonen die drei Künstler das politische Phänomen und eine kritische Methode. Sie schaffen der zweifelhaften Figur des Exministerpräsidenten ein negatives Denkmal. Durch dieses tritt Jansa neben die katastrophischen Phänomene Putin und Berlusconi als Vertreter eines weniger spektakulären, aber umso weiter verbreiteten Politikertyps auf, der die geltenden demokratischen Prinzipien nur noch zur Durchsetzung machtpolitischer Interessen nutzt. Fazit: Janez Jansa geht uns alle an.

Ins Brut Künstlerhaus kommt die Künstlertrias der Jansas nun mit der dokumentarischen Performance "The more of us there are, the faster we can achieve our goal". Darin wird das Publikum in die amtlichen Abläufe und Geheimnisse des Namensänderungskunstprojekts eingeweiht.

Ein breiter Spielraum für Realsatire, Staunen und Assoziationsmöglichkeiten tut sich auf. (Helmut Ploebst / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 6.4.2010)