JournalistInnen werden der Frage, ob sie Twitter für sich nutzen sollen, nicht entgehen können. Zumindest versuchen sollten sie es.

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Wenn es um die Twitternutzung durch JournalistInnen geht, dann meistens darum: Setzen Medienunternehmen ihren MitarbeiterInnen diesbezüglich Grenzen, etwa in Form von Social Media Guidelines? Ist die Nutzung erwünscht oder wird sie eher skeptisch betrachtet? Formelle Abgrenzungen und Anweisungen also, wie mit dem "neuen Ding" umzugehen sei.

Wesentlich seltener wird öffentlich über die Frage diskutiert: Was können JournalistInnen durch Twitter lernen? Wie verändert sich dadurch ihr Arbeitsfluss, ihre Recherchemethode? Was "bringt" Twitter dem einzelnen Redakteur, und was hat das Medium davon?

Drei gute Gründe für Twitter

Dass diese Fragen nur selten offen debattiert werden, ist schade - denn Twitter bietet JournalistInnen ein ganzes Spektrum an Möglichkeiten. Die folgenden drei Punkte sind meine ganz persönlichen Gründe, seit 10 Monaten auf Twitter aktiv zu sein.

1) Twitter als weiterer Verbreitungskanal. Eigene Artikel, Meinungen, Einschätzungen können verbreitet werden, und das Feedback darauf ist unmittelbar und sehr zeitnah. Das ist nicht nur interessant, sondern wirkt sich auch positiv auf den Bekanntheitsgrad aus (den eigenen und den des Mediums).

2) Twitter als Recherchetool. Zugegeben, es dauert einige Zeit, bis man seine Timeline mit den Menschen bestückt hat, die die eigenen Interessen bestmöglich abbilden. Wenn das aber passiert ist, dann dient Twitter als eine Art personalisierter Newsfeed, als ein weiterer Weg, auf dem Infos ihren Weg zu mir finden (neben Telefon, Email, persönlichen Kontakten, Pressekonferenzen, etc). Und sie finden diesen Weg oft schneller als bisher.

3) Twitter als Kontaktepool. Im besten Fall werden aus virtuellen Kontakten - zumindest manchmal - persönliche. Aber auch das virtuelle "Sich Kennen" verändert schon viel: Kaum eine Frage, die man seinen Followern stellt, die nicht irgend jemand beantworten kann - oder an jemanden weiterleitet, der dann die Antwort kennt. Eine Art Mini-Crowdsourcing-Projekt auf persönlicher Basis, sozusagen.

So bitte nicht

Viel Potenzial also, aber was kann man als Journalist auf Twitter denn eigentlich falsch machen?

Dazu sagt Gerald Bäck von Digital Affairs: "Falsch macht man es, wenn man es gar nicht macht. Falsch macht man es außerdem, wenn man stur eigene Sachen twittert, aber nicht auf Reaktionen eingeht." Außerdem schlecht: Geisteraccounts, die monatelang unbenutzt verstauben (Paradebeispiel Dominic Heinzl). Zusammengefasst. "Man muss Mehrwert schaffen". Bisher, so Bäck, seien es vor allem "Einzelaktionen engagierter JournalisInnen". Das Potenzial sei noch bei weitem nicht ausgeschöpft.