Bild nicht mehr verfügbar.

Peter Kleinmann (li) und Hannes Kronthaler schließen eine Versöhnung aus.

Montage: rob/Fotos: APA

Innsbruck/Wien - Peter Kleinmann über Hannes Kronthaler: "Ich werde mit ihm, außer geschäftlich, nie wieder reden." Hannes Kronthaler über Peter Kleinmann: "Ich will, außer geschäftlich, nichts mehr mit ihm zu tun haben."

Volleyball in Österreich wäre nichts ohne Kleinmann und wäre ohne Kronthaler sehr wenig. Der Wiener Kleinmann (62) spielte selbst ausgezeichnet (neun Meistertitel, 88 Länderspiele), war Trainer, ist Klubmanager und Funktionär. Er fuhr mit seinem Verein, der seinen Namen mit den Hauptsponsoren wechselte, unzählige Erfolge ein, einer der größten war das Erreichen des Final Four der Champions League im Jahr 2000.

Klarerweise hatte und hat Kleinmann einen Blick für das Spiel und für Spieler, und er ist keiner, der ein Hehl macht aus seinen Fähigkeiten. Hannes Kronthaler beispielsweise, sagt Kleinmann, sei von ihm "entdeckt" worden. Dagegen hätte Kronthaler (44) bis vor wenigen Monaten nichts eingewendet. Schließlich hat er jahrelang unter Kleinmann auch in Wien gespielt, und etliche Kundige bezeichnen ihn, Kronthaler, als den besten heimischen Volleyballer ever.

So fing es an

Man war einander auch privat durchaus verbunden. Als er sich verlobte, hielt Kronthaler eine Rede, er hob dabei nicht nur seine Tiroler Eltern hervor, sondern auch seinen "Papa in Wien" , gemeint war Kleinmann, der wiederum gerne von seinem "Ziehsohn in Tirol" sprach.

Den Ziehsohn zog's zurück in seine Heimat, wo er nach dem Vorbild des Wiener Papas einen Verein aufbaute und so erfolgreich war, dass er sich mit dem Papa schon bald um sportliche Titel matchte. Seit 2005 war Kronthaler mit Hypo Tirol dreimal, Kleinmann mit den aon hotVolleys zweimal Meister. Nun, ab Montag (Innsbruck, 20.15 Uhr, ORF Sport plus), trifft man sich erneut und schon zum zehnten Mal en suite im Finale. Die Tiroler haben die Endspielserie (best of seven) sehr locker erreicht, die Wiener hatten gegen Aich/Dob zu kämpfen, ehe sie das fünfte Spiel auswärts mit 3:1 gewannen.

Tirol ist Titelverteidiger und leichter Favorit, von den jüngsten zehn Duellen konnten die hotVolleys nur eines für sich entscheiden, allerdings das letzte. Das gab den Wienern Selbstvertrauen, außerdem hat Kleinmann die Truppe mit der Verpflichtung des argentinischen Teamspielers Gaston Giani stabilisiert.

So weit, so gut. Aber alles kein Grund für ein Zerwürfnis. Was also hat dazu geführt, dass sich Kronthaler und Kleinmann nun aufführen wie Tom und Jerry, nur halt leider nicht lustig? Jeder hat seine eigene Wahrheit. Kleinmann sagt, er habe Kronthaler "geholfen, wo ich nur konnte. Und er hat mich fast vernichtet." Kronthaler will "jahrelang über vieles hinweggesehen und auch aus Respekt die Gosch'n gehalten" haben. Für den Tiroler dürfte es jedenfalls nicht einfach (gewesen) sein, die Doppelfunktion des Wieners zu akzeptieren. Österreich ist nicht das einzige Land und Volleyball nicht der einzige Sport, in dem es Wickel gibt, wenn ein Klubchef gleichzeitig dem Verband vorsteht.

So ging es zu Ende

Das Fass war wohl schon voll, als Kleinmanns Klub zur Schweinegrippezeit mit etlichen Erkrankten zu einem Spiel nach Innsbruck reiste - und um Verschiebung bat. Der Verband gab zunächst diesem Ansinnen, hernach aber dem Kronthaler-Protest dagegen statt. Die Partie wurde mit 3:0 für Tirol strafbeglaubigt, dann erklärte sich Kronthaler dennoch bereit zu spielen (und siegte auch). Doch die Fronten waren verhärtet, Kronthaler forderte Kleinmanns Rücktritt als Verbandsboss, trat selbst als Vize zurück. "Der Präsident soll moralische Instanz sein" , sagt er, "aber bei uns ist der Präsident der, der am meisten streitet."

Eine Versöhnung schließen beide aus. Kronthaler: "Ich lasse mich nicht betrügen und belügen." Kleinmann: "Es gibt Geschäftsfreunde, Geschäftspartner und Geschäftsmänner. Kronthaler ist ein Geschäftsmann." Bleibt neben dem Finalausgang abzuwarten, ob der eine dem anderen nachher die Hand reichen und der andere dem einen in die Augen sehen wird. Blöd nur, dass im September 2011 in Österreich (und Tschechien) eine Volleyball-EM steigt. Österreich, als Gastgeber qualifiziert, ist krasser Außenseiter und ohne die Bündelung aller Kräfte akut Blamage-gefährdet. Das könnte traurig ausgehen. Abgesehen von allem anderen. (DER STANDARD PRINTAUSGABE 3.4. 2010)