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Einer der ungelösten Fälle aus dem Zweiten Weltkrieg: Der Fall um das Verschwinden Raoul Wallenbergs. Augenzeugenberichte sprechen sogar davon, dass er noch in den 1980er Jahren in russischen Gefangenenlagern lebte.

Foto: APA/EPA

Stockholm - Der 1945 verschwundene schwedische Diplomat Raoul Wallenberg, der im Zweiten Weltkrieg zehntausende Juden gerettet haben soll, war möglicherweise länger am Leben als gedacht. Neue Hinweise in russischen Archiven deuteten darauf hin, dass Wallenberg nach dem 17. Juli 1947 - dem Tag, an dem er nach sowjetischen Angaben hingerichtet wurde - noch lebte, wie das schwedische Magazin "Fokus" berichtete.

Wahrheitsgehalt der Dokumente am Prüfstand

In den Archiven der russischen Sicherheitskräfte gibt es den Angaben zufolge Dokumente über einen "Gefangenen Nummer 7", der sechs Tage nach der angeblichen Exekution Wallenbergs verhört worden sein soll und bei dem es sich "mit großer Wahrscheinlichkeit" um den Diplomaten handle.

Zwei Mitglieder der schwedisch-russischen Expertenkommission wurden bereits im vergangenen November von den Sicherheitskräften informiert und unterrichteten ihrerseits die Verwandten Wallenbergs über den neuen Forschungsstand. Umfangreiche Forschungsarbeiten sollen nun die Dokumente auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen.

1945 verschwunden

Wallenberg hatte während des Zweiten Weltkriegs in Ungarn schwedische Pässe an Juden verteilt und für den diplomatischen Schutz ganzer Stadtteile von Budapest gesorgt. Dabei rettete er schätzungsweise mindestens 20.000 Juden das Leben. Zuletzt gesehen wurde Wallenberg im Jänner 1945 in Budapest im Alter von 32 Jahren. Nach seinem Verschwinden behauptete die Sowjetunion zunächst, er sei bei Kämpfen ums Leben gekommen.

Todeszeitpunkt und -ursache ungeklärt

Später hieß es, sowjetische Truppen hätten ihn unter ihren Schutz gestellt. 1957 sagte der damalige Außenminister Andrej Gromyko, Wallenberg sei 1947 in sowjetischem Gewahrsam während eines Verhörs an einem Herzinfarkt gestorben. Im Dezember 2000 räumte Russland erstmals ein, Wallenberg und sein Fahrer Vilmos Langfelder seien ungerechtfertigt aus politischen Gründen inhaftiert und 1947 exekutiert worden. Der juristische Teil der Untersuchung wurde von Russland für abgeschlossen erklärt.

Späteres Wiedersehen

Zahlreiche ehemalige Gefangene wollen Wallenberg aber in den 70er und 80er Jahren lebend gesehen haben. Einige Wissenschaftler halten es für möglich, dass Wallenberg nicht 1947 ums Leben kam, sondern unter falscher Identität in sowjetischen Straflagern lebte. (APA/apn)