Wien - Die Muslimische Jugend Österreich (MJÖ) hat am Freitag die Darstellung zurückgewiesen, Angehörige ihrer Reisegruppe seien bei einem Besuch einer Kathedrale im spanischen Cordoba handgreiflich gegen Polizeibeamte oder Wachpersonal geworden. Laut Medienberichten wurde die Polizei auf den Plan gerufen, als die muslimischen Jugendlichen aus Österreich dort nach islamischem Brauch beten wollten. Zwei von ihnen wurden festgenommen. Es soll auch zwei Verletzte gegeben haben.

Der Zwischenfall ereignete sich laut MJÖ am Mittwoch im Zuge einer zweiwöchigen Spanien-Reise der Organisation. Laut dem spanischen Nationalradio RNE sollen insgesamt sechs Österreicher in der Kathedrale gebetet haben. Dies sei dort verboten.

Laut "Kurier", der sich auf das lokale Blatt "El Dia de Cordoba" berief, betraten insgesamt 118 Muslime die Kathedrale in kleinen Gruppen. Demnach standen die muslimischen Jugendlichen mit Funkgeräten in Verbindung. Bei ihrem Besuch der Mezquita-Kathedrale in Cordoba "wurde die Gruppe von deren Schönheit und spirituellen Atmosphäre so überwältigt, sodass ein kleiner Teil der Gruppe sich zu einem spontanen Gebet entschloss - mit Folgen, welche die Jugendlichen nicht erahnen konnten", schrieb die MJÖ am Freitag.

Auch die Festnahme von zwei der Jugendlichen bestätigt die MJÖ: Man hoffe, dass die beiden "morgen" - also am Samstag - freikämen. Tätliche Angriffe oder Drohungen gegen Polizisten und die Security in der Kirche "La Mezquita" bestreitet MJÖ-Sprecher Alexander Osman und spricht von einem "Missverständnis". Mit Verweis auf die laufende Gerichtsverhandlung wollte er zunächst allerdings keine weiteren Details des Vorfalls öffentlich machen.

Keine Provokation

Eine gezielte Provokation wurde ebenfalls zurückgewiesen: "In Österreich haben wir im Rahmen von interreligiösen Veranstaltungen in Kirchen oder in Moscheen gemeinsam mit Christinnen und Christen gebetet", erklärte Osman in der Aussendung. "Ich möchte mich hiermit im Namen der Muslimischen Jugend Österreich aufrichtig bei der Katholischen Kirche in Spanien und deren Gläubigen für diese unbedachte Aktion entschuldigen. Die Jugendlichen wollten weder provozieren noch die religiösen Gefühle der katholischen Gläubigen verletzen."

Laut der "Kronen-Zeitung" "sollte anscheinend eine organisierte Provokation den Anspruch der Moslems auf 'ihre' Mezquita demonstrieren". Die Kathedrale gehört zu den größten Sakralbauten der Welt. Das Gotteshaus wurde ab dem 8. Jahrhundert von den Mauren als Moschee an einer Stelle errichtet, wo sich ein römischer Tempel und danach eine Kirche befunden hatten, die zuletzt zwischenzeitlich sowohl von Christen als auch von Muslimen für Gottesdienste genutzt worden sein soll. Nach der Wiedereroberung (Reconquista) durch die Spanier im 13. Jahrhundert wurde das Bauwerk als Kathedrale geweiht.

Der "Kurier" schrieb in seiner Freitag-Ausgabe unter Berufung auf "El Dia de Cordoba", in Cordoba sei in jüngster Zeit darüber diskutiert worden, ob die Mezquita künftig von Christen und Muslimen gemeinsam als Gotteshaus genutzt werden könnte. Das Wachpersonal habe den muslimischen Besuchern aus Österreich erklärt, ihre Gebetshandlungen seien dort verboten. Daraufhin seien die meisten von der MJÖ-Gruppe gegangen. Zwei Österreicher hätten die Wachleute aber angegriffen und mit einem Messer bedroht. Sie hätten sich der Festnahme widersetzt. Bei dem Gerangel seien ein Polizist und ein Wachmann verletzt worden. Die spanische Zeitung "El Pais" berichtete dagegen am Freitag, dass ein Besucher zwar ein Messer bei sich getragen, dieses aber nicht eingesetzt habe. (APA)