Belgrad - Ein Belgrader Gericht hat am Donnerstag einen Haftbefehl für einen ehemaligen Gestapo-Angehörigen ausgestellt, meldete der Sender B-92. Der seit 1960 in den USA lebende Peter Egner wird der Kriegsverbrechen während des Zweiten Weltkrieges verdächtigt. Laut früheren Angaben der serbischen Justizbehörden soll Egner von April 1941 bis Oktober 1944 am Genozid und an Kriegsverbrechen an der Zivilbevölkerung in Belgrad beteiligt gewesen sein. Die Vorwürfe gegen Egner beziehen sich auf Mord an rund 17.000 Zivilisten, vorwiegend Juden und Roma. Die meisten dieser Verbrechen wurden in einem Konzentrationslager verübt, das auf dem Belgrader Messegelände am linken Save-Ufer errichtet wurde.

Die serbische Justizministerin Snezana Malovic hatte am Mittwoch bei einem Treffen mit Vertretern der jüdischen Gemeinschaft in Serbien die Hoffnung bekundet, dass Egner an Belgrad ausgeliefert wird. Die Behörden würden alles unternehmen würden, um ihn der Justiz vorzuführen, sagte die Ministerin.

Das amerikanische Justizministerium hatte im Juli 2008 ein Verfahren zum Entzug der amerikanischen Staatsbürgerschaft für Egner eingeleitet. Der in Seattle lebende 88-Jährige soll den amerikanischen Einwanderungsbehörden in den 60er Jahren seine einstige Gestapo-Angehörigkeit verschwiegen haben.

Der in der Vojvodina-Ortschaft Crvenka geborene Egner, einst jugoslawischer Staatsbürger deutscher Abstammung, war laut früheren Medienberichten bei der Gestapo in Belgrad als Übersetzer und im Wachdienst tätig. Als "verdienstvoller" Angehöriger der SS-Einheiten soll er auch die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten haben. (APA)