Ötsch war Nachfolger von Feldmayer als Bereichsvorstand Automation and Drives in der Siemens AG.

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Wien - Die Mühlen der Justiz mahlen langsam, aber sie mahlen. Diese Erfahrung muss nun der ehemalige langjährige Siemens-Manager und Kurzzeit-AUA-Chef Alfred Ötsch machen. Ihm sitzt die Affäre um die Bestechung von Betriebsräten bei dem Münchner Technologiekonzern Siemens im Nacken, mittlerweile wurde in Deutschland Anklage gegen ihn erhoben. Ötsch hatte sämtliche Vorwürfe stets zurück gewiesen, für ihn gilt die Unschuldsvermutung. Ötsch musste Anfang 2009 nach nur knapp drei Jahren wegen Erfolglosigkeit bei der AUA den Hut nehmen. Wie viel er dafür an Abfertigung erhalten hat - die Rede ist von etwas mehr als einer Million - wollte der Aufsichtsrat nicht verraten.

Doch der Reihe nach: Im November 2006 führten rund 200 Beamte eine Hausdurchsuchung bei Siemens durch, Ende des gleichen Jahres räumte Siemens dann die Zahlung von über 30 Mio. Euro an Schmiergeldern an die deutsche Arbeitnehmerorganisation AUB ("Aktionsgemeinschaft Unabhängiger Betriebsräte") ein. Diese sollte das Gegengewicht zur IG Metall, der größten Gewerkschaftsorganisation in Deutschland, sein und gute Miene zu den großangelegten Rationalisierungs-Plänen der Siemens-Geschäftsführung machen.

Ötsch war von 2001 bis 2005 als Bereichsvorstand für die Automatisierungstechnik bei Siemens zuständig. Über seinen Bereich sollen mit Hilfe von Beraterverträge rund zehn Millionen Euro an AUB geflossen sein - und er soll gewusst haben, dass dieses Geld zur Unterstützung der AUB bestimmt war. Das soll der ehemalige Siemens-Zentralvorstand Johannes Feldmayer ausgesagt haben.

Showdown 2008

Im November 2008 kam es in Nürnberg zum Showdown bei Gericht. Der frühere AUB-Chef Wilhelm Schelsky wurde wegen Beihilfe zur Untreue und Steuerhinterziehung zu einer Freiheitsstrafe von viereinhalb Jahren verurteilt. Feldmayer erhielt wegen Untreue und Steuerhinterziehung eine Strafe von zwei Jahren Haft auf Bewährung sowie eine Geldstrafe von 360 Tagessätzen a 80 Euro. "Es war wirklich erschreckend, wie sich manche Zeugen hier gewunden haben", sagte damals der Vorsitzende Richter Richard Caspar über den Prozessverlauf.

Ötsch war vor seinem Engagement bei der Airline Finanzvorstand bei Siemens Österreich. Insgesamt war er 27 Jahre lang im Siemens-Konzern tätig. Als Siemens-Manager hat er auch jahrelang dem AUA-Aufsichtsrat angehört.

Als Ötsch im Mai 2006 bei der AUA den Vortandschefsessel erklomm, waren viele überrascht, galt er doch nicht als Luftfahrtexperte. Allerdings hatte er die Unterstützung des damaligen Finanzministers Karl-Heinz Grasser. Ötsch setzte lange auf eine Stand-Alone-Strategie der AUA, änderte seine Meinung aber als die AUA immer stärker in den Sturzflug überging. Die AUA gelangte an den Rand der Pleite, Ötsch wurde gefeuert, zwei Jahre vor Vertragsablauf. Schlussendlich übernahm die Deutsche Lufthansa vorigen Herbst die schwer angeschlagene AUA - samt einer 500 Mio. Euro-Mitgift der österreichischen Steuerzahler.(APA)