Estland könnte es noch schaffen, auf den Euro-Zug aufzuspringen, doch weitere Beitritte zur EU-Einheitswährung scheinen derzeit auf Eis zu liegen. Viele Beobachter glauben, dass die Krise die Kluft zwischen West- und Osteuropa vergrößert und zudem das griechische Problem die Lust auf eine Erweiterung der Eurozone genommen hat. Das Misstrauen habe zugenommen, sagt Analyst Gyula Toth bei der UniCredit Group.

Somit bleiben Slowenien, das seit 2007 mit Euro zahlt und die Slowakei (seit 2009 Mitglied) vorerst die einzigen CEE-Mitglieder in der Währungsunion. Neben Dänemark nehmen derzeit die baltischen Länder Estland, Lettland und Litauen am Wechselkursmechanismus II (WKM II) teil. Er regelt die Wechselkurse zum Euro, ein Verbleib von zwei Jahren in der Übergangskonstruktion ist die Voraussetzung zum Euro-Beitritt. Lettland und Litauen erreichen die erforderlichen Kriterien wohl noch länger nicht, zu denen neben der Wechselkursstabilität die Verschuldung, das Defizit, die Zinsen und die Inflation zählen.

Trotz der schwersten Rezession seit Zusammenbruch der Sowjetunion hat Estland daher die besten Aussichten auf einen baldigen Beitritt zur Euro-Zone. Das Land verfolgt einen Euro-Anschluss im Jänner 2011. Im Jahr 2009 lag das Haushaltsdefizit Tallinns deutlich unter der Maastricht-Grenze von drei Prozent, bei der Verschuldung ist das Land ohnehin Primus in der Union.

Ungarn, Bulgarien und Polen werden zurzeit die besten Chancen zur Aufnahme WKM II eingeräumt. Das jüngste und ärmste EU-Mitglied Bulgarien verfolgt laut Premier Bojko Borissow das Ziel, den Euro bereits nach einer zweijährigen Übergangsfrist im Jahr 2013 einzuführen. Die Regierung zeigt sich unbeeindruckt von den Vorgängen beim griechischen Nachbarn. Auch kam Bulgarien ohne Nothilfe des Internationalen Währungsfonds (IWF) aus.

Polen streiten über Beitritt

Ungarn konnte innerhalb von drei Jahren sein Defizit von 9,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts auf weniger als vier Prozent senken. Schon 2011 oder 2012 könnte das Land die Maastricht-Kriterien erfüllen.

Die polnische Regierung hat sich bisher nicht auf ein Datum für einen Euro-Beitritt festgelegt. Innenpolitische Streitereien erschweren die Sache: Die Regierungspartei PO möchte zur Einführung des Euros die Verfassung ändern, die rechtskonservative Oppositionspartei PiS ist dagegen.

Analysten erwarten mit Ausnahme Estlands bis 2015 keine Beitritte zur Währungsunion. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2.4.2010)