Amtsmüder Undercover-Cop: Don Cheadle in "Brooklyn’s Finest"

Foto: Lunafilm

Wien - Es waren einmal drei Polizisten in Brooklyn: Einer zählte seine letzten sieben Tage als Streifenpolizist. Der zweite verlor bei verdeckten Ermittlungen unter Drogenbossen allmählich den Halt. Der dritte war ein zunehmend labiler Drogenfahnder.

Geschichten wie diese gehören sozusagen zur US-Kinofolklore. Alle Jahre gibt es ein paar Neuzugänge, deren Handlungen und Figuren allerdings häufig wie alte Bekannte wirken: Eddie (Richard Gere) zum Beispiel hat es nicht allzu weit gebracht in seinem Beruf; seine Akte ist sauber, er hat buchstäblich immer Dienst nach Vorschrift gemacht. Das versucht er jetzt auch den Rookies beizubringen, mit denen er unfreiwillig die letzten Arbeitstage teilt.

Tango (Don Cheadle), der, wie er hofft, zum letzten Mal einen Drogengangster mimt, muss sich plötzlich zwischen seinem Auftrag und der persönlichen Verbundenheit gegenüber einer Zielperson entscheiden. Sal (Ethan Hawke) hat vier kleine Kinder und eine hochschwangere Frau. Ihr altes Holzhaus ist von gefährlichem Schimmel befallen, der gute Katholik Sal arbeitet fieberhaft - und jenseits der Legalität - daran, seiner Familie eine bessere Bleibe zu verschaffen.

Diese Zierde der örtlichen Exekutive, "Brooklyn's Finest", steht im Mittelpunkt von Antoine Fuquas gleichnamigem Thriller (deutscher Titel: "Gesetz der Straße"). Der Regisseur hat schon früher Cops und andere harte Männer als ambivalente, gebrochene Charaktere inszeniert - siehe "Training Day", "Tears of the Sun" oder zuletzt "Shooter". Diesmal tut er dies in drei lose nebeneinander herlaufenden, aber ineinander montierten Erzählsträngen, die sich in der letzten halben Stunde des Films dann nicht nur räumlich annähern.

Dabei bleibt "Brooklyn's Finest" jedoch eine unrunde Mischung aus recht eindimensionalen und verbrauchten erzählerischen Versatzstücken und dynamischen, dichten Action-Sequenzen. Auf der Habenseite kann der Film eindeutig die Darsteller verbuchen, von denen sich hier keiner als Star aufspielt - sogar Richard Gere gelingt es weitgehend, die distinguierten Herren, die er üblicherweise verkörpert, vergessen zu machen. Restlos nimmt man ihm den ausgebrannten Mann von der Straße dann aber doch nicht ab (und wie der getriebene Familienvater oder der vom Milieu affizierte Undercover-Agent ist dieser zu sehr Repertoire).

Ellen Barkin hat zwei schöne Kurzauftritte als biestige Spezialagentin, noch in Kleinstrollen tauchen verdiente Akteure wie Will Patton, Vincent D'Onofrio oder Lili Taylor auf. Auch Michael K. Williams - besser bekannt als Omar Little aus "The Wire" - spielt mit. Nicht bloß wegen dieser direkten Verbindung fällt einem aber auch umso deutlicher auf, dass man nach der Differenzierungsarbeit, die diese US-Ausnahme-Fernsehserie geleistet hat (oder lange vorher auch schon Ed McBains "87th Precinct"-Romane), eigentlich auch im Kino den Genre-Vorratsschrank nicht mehr so unambitioniert aus- und umräumen kann, wie dies hier geschieht. (Isabella Reicher / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2.4.2010)