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Barbara Rosenkranz' Profil wird vielen schon zu scharf.

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Heinz Fischers Umfragewerte vor der Bundespräsidentenwahl am 25. April, für die das Market-Institut 60 Prozent Wahlbeteiligung erwartet, steigen - ohne dass er dafür sonderlich viel tun musste.

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Rudolf Gehring ist vielen ÖVP-Wählern zu extrem.

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Linz - Halbzeit im Präsidentschaftswahlkampf - und Amtsinhaber Heinz Fischer steht besser da als zu Beginn. Und zwar ohne, dass er dafür viel hätte tun müssen, wie Werner Beutelmeyer vom Linzer Market-Institut feststellt. Beutelmeyer hat zunächst nach Bekanntgabe der Kandidatur von Barbara Rosenkranz (FPÖ) die Chancen der damals bekannten Kandidaten abgefragt und ein Profil erstellt, wie die Bewerber von Wahlberechtigten eingeschätzt werden.

Vier Wochen später, gegen Ende der Karwoche, zeigt sich: Rosenkranz hat kaum Sympathien dazugewonnen, aber viele potenzielle Wähler verschreckt. Und der erst in der Vorwoche neu hinzugekommene Christen-Kandidat Rudolf Gehring ist für die meisten ein unbeschriebenes Blatt. Nur eine verschwindende Minderheit von zwei Prozent kann sich vorstellen, Gehring die Stimme zu geben.

der Standard ließ fragen: "Auch wenn Sie selber vielleicht noch nicht ganz sicher sind: Wem würden Sie eher Ihre Stimme geben, Heinz Fischer, Barbara Rosenkranz oder Rudolf Gehring?" Darauf nannten 71 Prozent Fischer - das sind sechs Prozentpunkte mehr als in der Vergleichsumfrage Anfang März. Barbara Rosenkranz nennen nur noch 13 Prozent, zuvor waren es 17 Prozent gewesen. Und nur zwei Prozent haben vor, Gehring zu wählen - so wenige, dass sich bei einer Stichprobe von 609 Befragten gar nicht seriös sagen lässt, woher diese Wähler kommen könnten.

Bei Rosenkranz würde man vermuten, dass die Anhänger von FPÖ, FPK und eventuell vom BZÖ halbwegs geschlossen hinter ihr stehen - aber das lässt sich aus den Umfragezahlen nicht erhärten. Dieses Lager ist in mindestens gleichem Maß bereit, Fischer zu wählen.

Als Fischer-Wähler bekennen sich etwa acht von zehn Wählern der SPÖ und der ÖVP - da herrscht kaum ein Unterschied in der Neigung zum Amtsinhaber, wohl aber in der Motivation, tatsächlich zur Wahl zu gehen. Drei Viertel der SPÖ-Anhänger, aber nur etwas mehr als die Hälfte der erklärten ÖVP-Anhänger sind "ganz sicher" , an der Wahl teilzunehmen.

Die von Market erhobenen Daten lassen eine insgesamt niedrige Wahlbeteiligung von rund 60 Prozent erwarten.

Beutelmeyer verweist auf eine mehrfache Sonderrolle der Grünen: "Sie sind stärker als die ÖVP-Wähler geneigt, wählen zu gehen, stehen sogar noch stärker hinter Fischer als die SPÖ-Wähler. Das lässt sich damit erklären, dass die Anhänger der Grünen diese Wahl nicht primär als eine Frage der Bestätigung von Fischer, sondern als eine der Verhinderung von Rosenkranz sehen."

Schon bei bisherigen ÖVP-Wählern ist die Neigung, Rosenkranz zu wählen, geschwunden, nur jeder 20. ÖVP-Anhänger gibt die FPÖ-Kandidatin an.

Grün-Wähler geben Rosenkranz vernichtende Noten: Nur ein Prozent meint, dass Rosenkranz Österreich würdig im Ausland vertreten könnte (in der Gesamtbevölkerung meinen das sieben Prozent). Die Grünen sind auch in besonders hohem Maß überzeugt, dass Rosenkranz für eine extreme Grundhaltung stehe und dass sie dem Ansehen des Landes schade.

Das Profil von Rosenkranz hat sich jedenfalls durchgehend verschärft - aber eben kaum zum Guten: Glaubten Anfang März noch 21 Prozent, sie könne Bundespräsidentin für alle Österreicher sein, so meinen das jetzt nur 13 Prozent. Dafür sagen 62 Prozent, Rosenkranz schade dem Ansehen des Landes. Nur elf Prozent meinen, sie sei den Aufgaben der nächsten Jahre gewachsen.

Ganz schwach ausgeprägt ist das Profil von Rudolf Gehring: Nur drei Prozent attestieren ihm politische Erfahrung und zwei Prozent, dass er schon etwas für Österreich geleistet habe. 21 Prozent meinen dagegen, er stünde für eine extreme Grundhaltung, immerhin halb so stark ausgeprägt wie bei Rosenkranz (41 Prozent) und knapp doppelt so stark wie bei Fischer (12 Prozent). Jeder vierte Befragte meint, Gehring lebe in einer Welt der Vergangenheit - bei Fischer nehmen das neun Prozent an, bei Rosenkranz 35 (mit steigender Tendenz, je mehr sie mit Nazi-Neigungen in ihrer Umgebung konfrontiert wird).

Nur 15 Prozent meinen, Gehring könnte ein Angebot für ÖVP-Wähler sein - die ÖVP-Wähler selbst glauben das übrigens überhaupt nicht, denn sie halten Gehring für zu extrem. (Conrad Seidl, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2.4.2010)