Gerade einmal wenige Wochen ist es her, dass Google jenes Feature bei seinem eigenen Browser eingeführt hat, das in der Vergangenheit bereits entscheidend zum Erfolg des Firefox beigetragen hat. Seit Google Chrome 4 gibt es auch hier ein Erweiterungssystem, und auch wenn dessen Funktionalität noch nicht ganz an die Möglichkeiten bei der Mozilla-Konkurrenz heranreicht, so floriert die Chrome Extensions Gallery doch bestens: An die 4.000 Erweiterungen sind mittlerweile hier gelistet, einige der Highlights sollen im folgenden etwas näher vorgestellt werden. Verwiesen sei auch auf unsere ältere Ansichtssache zu diesem Thema bzw. auf die dort bereits präsentierten Add-Ons.

Im Leerlauf

Das Internet birgt einen schier unerschöpflicher Strom an aktuellen Informationen, eine Eigenschaft, die durchaus auch so ihre Schattenseiten hat. Schnell verrinnen schon mal die Stunden, in denen man dauernd irgendwie was zu tun hat und am Ende doch nichts wirklich Konkretes weiter gebracht hat. Bei der Zähmung all dieser Ablenkungen will die Erweiterung mit dem aussagekräftigen Namen "Stay Focused" helfen.

Eingeschränkt

Zu diesem Zweck lassen sich hier Webseiten definieren, die pro Tag nur eine gewisse Maximalzeit benutzt werden dürfen. Nach Überschreiten dieser Periode ist der Zugriff auf Youtube, Twitter, Facebook und Co. vorerst nicht mehr möglich. Dabei zeigt sich die Erweiterung recht flexibel, es lassen sich beispielsweise ganze Domains sperren, einzelne Unterseiten aber auf Wunsch auch wieder ausnehmen. Die maximale Nutzungszeit ist natürlich ebenso frei wählbar wie Wochentage oder Tageszeit an denen die Sperre zum Tragen kommt - immerhin will man sich in der Freizeit nicht unbedingt mit Youtube-Begrenzungen herumschlagen.

Trickreich

Wohl wissend, dass der innere Schweinehund ein gefährlicher Gegner jeglicher Selbstbeschränkung ist, ist es zudem möglich den Zugriff auf die Einstellungen von "Stay Focused" zu begrenzen. Wer dann etwa die Zeiten ausdehnen will, muss zuvor eine Aufgabe erledigen - nicht wirklich schwer, aber nervig genug, um die NutzerInnen von der flotten Anpassung abzuhalten.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Apropos Nachrichten-Überfluss: Zur Aufarbeitung des täglichen Info-Streams bietet sich "Feedly" an. Die Erweiterung fasst Informationen aus unterschiedlichen Quellen zusammen und stellt diese äußerst übersichtlich in Form einer Zeitungs-ähnlichen Darstellung dar.

Ansichtsweise

Die nötigen Hinweise holt man sich dabei unter anderem aus dem Google Reader und von Twitter. Es steht die Wahl zwischen verschiedenen Ansichten, so rückt etwa "Cover" vor allem die von der Community gut bewerteten Artikel in den Mittelpunkt, während sich "Buzz" mehr auf wirklich aktuelle Diskussionen in sozialen Netzwerken konzentriert. Wer will kann das ganze natürlich auch etwas klassischer nach dem Datum sortieren lassen.

Optionen

Die Sharing- und Bewertungsoptionen aus dem Google Reader stehen auch hier zur Verfügung, die Keyboard-Shortcuts sind ebenfalls deckungsgleich. Wer weitere QuelleneEinbinden will, dem stehen in den Einstellungen Module für Aktivitäten auf YouTube, Flickr und Google Finance zur Verfügung. Der Feedly-Button im Chrome-Toolbar kann auf Wunsch zudem die Zahl der ungelesenen Nachrichten anzeigen.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Auf verschiedensten Wegen versuchen diverse Softwarehersteller schon seit geraumer Zeit so etwas wie ein universelles Kommentarsystem für Webseiten einzuführen. Google selbst hat hier etwa Sidewiki im Angebot, auch das soziale Netzwerk Buzz hat eine gewisse Tendenz in diese Richtung.

Rückgriff

Auf ähnlichen Pfaden schreitet "Twitter Reactions" - und geht doch einen ganz anderen Weg als die zuvor erwähnten Services. Anstatt ein neues Netzwerk zu etablieren, bedient man sich hier der bereits bestehenden Daten aus der Welt des Microbloggings. Mithilfe des Backtweet-APIs werden hier relevante Informationen aufgespürt und dargestellt.

Tweets

Nach der Installation der Erweiterung steht ein neuer Knopf im Chrome-Toolbar zur Verfügung, wird dieser gedrückt werden alle aktuellen Tweets angezeigt, die sich auf die gerade besuchte Seite beziehen. Dabei erweist sich das Ganze als recht zielsicher, wird die Startseite eines Webauftritts besucht, bietet das Add-On Tweets zu allen hier vorhandenen Artikeln, ist gerade ein einzelner Artikel geöffnet, gibt es dann auch nur Einträge, die sich wirklich exakt auf diesen beziehen.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Heutzutage kommt eigentlich keine größere Webseite mehr ohne ein eigenes Kommentarsystem aus. So nett diese Funktionalität prinzipiell auch ist, skaliert sie doch nur selten wirklich gut: Die reale Nützlichkeit sinkt mit der Beliebtheit einzelner Einträge schnell mal gegen Null. Wer sich etwa bei einem populären Youtube-Video einen Überblick über die Meinungen anderer NutzerInnen verschaffen will, wird schnell mal an der schieren Masse kapitulieren.

Überblick

Für genau solche Fälle bietet sich die "Opinion Cloud" an. Die Erweiterung wertet alle zu einem Beitrag verfügbaren Kommentare aus und fasst sie in einer Tag Cloud zusammen. Wie von solchen Gebilden gewohnt, werden die meist genannten Begriffe am größten repräsentiert, mit einem Klick auf ein Wort werden all jene Beiträge aufgelistet, in denen dieses vorkommt.

Auswertung

Zusätzlich werden die Kommentare durch die Wort-Analyse in positiv und negativ eingeteilt, wodurch sich eine ganze interessante Zusatzwertung ergibt. Neben den erwähnten Youtube-Videos funktioniert das Ganze auch mit dem Bilder-Service Flickr, die "Opinion Cloud"-Informationen werden dabei direkt in die jeweilige Seite eingebettet.

Screenshot: Andreas Proschofsky

So manche der derzeit verfügbaren Erweiterungen stammt ursprünglich aus dem Firefox-Umfeld, ein Beispiel hierfür ist "FastestChrome". Konzeptionell versteht sich das Ganze als eine Art Sammelerweiterung, die unterschiedlichste Funktionalitäten zusammenfasst, alle durch ein Ziel vereint: Den Web-Alltag zu erleichtern.

Kontext

Dazu gehört im konkreten Fall etwa, dass nach der Auswahl eines Begriffs / einer Textpassage eine "Blase" angezeigt wird, die die Kontext-Suche bei diversen Suchmaschinen und Services ermöglicht. Gibt es zu einem Begriff eine passende Definition auf der - englischsprachigen - Wikipedia, wird diese umgehend dazu geliefert.

Endlose Weiten

Weiters bietet die Erweiterung bei einigen Services "Endless Pages", weitere Resultatseiten werden dann etwa bei Google automatisch nachgeladen und unterhalb angehängt, die NutzerInnen ersparen sich also das Klicken auf den entsprechenden Link. Bei Wikipedia werden zum jeweiligen Artikel zusätzlich thematisch verwandte Beiträge angezeigt, ebenfalls recht nützlich, dass nur im Text vorhandene URLs automatisch in Links umgewandelt werden. All die erwähnten Funktionalitäten lassen sich übrigens einzeln (de-)aktivieren.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Zwar besitzt Google Chrome schon von Haus aus ein integriertes Sitzungs-Management, dieses beschränkt sich allerdings auf das absolute Minimum: Wenn der Browser abstürzt, können beim nächsten Start die zuletzt geöffneten Seiten wiederhergestellt werden.

Einfach

Ein wesentlich umfangreicheres Session Management erlaubt "SessionBuddy", lassen sich doch hier Sitzungen individuell zusammenstellen und später wieder aufrufen. Die Benutzung ist bewusst simpel gehalten, von Haus aus bietet die Erweiterung das Abspeichern der gerade offenen Tabs an, einzelne Seiten lassen sich dann mit einem Klick aus dieser Liste entfernen.

Export

Es können mehrere Profile definierte werden, wer will kann dieses "Sitzungen" auch per Text- oder CVS-Listen exportierten - umgekehrt können diese natürlich auch auf diesem Weg eingefügt werden. Optional ist es möglich beim Browserstart immer automatisch die am Schluss der letzten Sitzung geöffneten Fenster und Tabs wiederherzustellen, außerdem kann der zur Erweiterung gehörige Knopf im Toolbar auf Wunsch die Zahl der gerade geöffneten Tabs darstellen.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Wie die Zusammenführung unterschiedlicher Infoquellen sinnvoll eingesetzt werden kann, demonstriert "Rapportive": Die Erweiterung fügt bei GMail eine neue Spalte neben der Mail-Ansicht ein, die weiterführende Informationen zu den aktuellen GesprächspartnerInnen bietet.

Hintergrund

Je nachdem wie öffentlich die betreffende Person ihr Web-Leben gestaltet, werden dann hier etwa Profil-Informationen und eine Liste von verwendeten Webservices - samt den entsprechenden Links - angeboten. Selbst die aktuellsten Tweets werden gleich mitgeliefert, zusätzlich lassen sich private Notizen zu einzelnen Personen vornehmen.

Privacy

Ein Service, bei dem allerdings nur jene zuschlagen sollten, die sich über die Privacy-Implikationen im Klaren - und mit diesen einverstanden - sind. Damit das Ganze funktioniert, müssen schließlich private Informationen mit dem Web-Service von Rapportive geteilt werden, also etwa die Mail-Adresse der GesprächspartnerInnen. Immerhin bemüht man sich bei dem Angebot aber, die eigene Privacy-Policy möglichst transparent zu gestalten.

Screenshot: Andreas Proschofsky

So manches Video verlangt die volle Aufmerksamkeit seiner ZuseherInnen, diese zu Gewährleisten ist die Aufgabe von "Turn Off the Lights". Über einen Knopf lassen sich dabei sämtliche Elemente jenseits des aktuellen Video-Ausschnitts abdunkeln, der jeweilige Clip tritt so wesentlich deutlicher in den Vordergrund.

Ausnahmen

Dieser Trick funktioniert sowohl mit Flash- als auch mit HTML5-Videos, wer will kann das Abdunkeln auch gleich automatisch mit dem Start des Clips vornehmen lassen. Zudem ist es möglich andere Flash-Objekte von der Abdunklung auszunehmen, wenn etwa beispielsweise auf Youtube die Liste der verwandten Videos uneingeschränkt zu sehen sein soll.

Einstellungsfrage

Das Abdunkeln wird mit einem kleinen Ausblendeffekt vorgenommen, wie flott dieser abläuft, lässt sich individuell einstellen. Als Bonus funktioniert die Erweiterung auch mit diversen Bilderseiten, darunter die Google Bildersuche oder Picasa, auch wenn hier der Effekt nicht ganz so eindrücklich ist.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Es gehört wohl zu den unerfreulichsten Ereignissen, die der Computeralltag so zu bieten hat: Nachdem man eine halbe Stunde lang an einem Posting gefeilt kommt beim Abschicken statt der ersehnten Bestätigung eine Fehlermeldung. Der Zurück-Knopf hilft da nichts mehr, wo gerade noch die eigenen Worte prangten, präsentiert sich meist nur mehr ein leeres Feld. Um solche Dramen zu verhindern, wurde "Lazarus Form Recovery" geschaffen.

Sicherung

Die Erweiterung speichert die eigenen Eingaben in Textfeldern regelmäßig ab, über ein daneben angebrachtes Icon lassen sich die letzten Speicherstände flott wieder herstellen. Abgespeichert wird das Ganze in einer HTML5-Datenbank, auf Wunsch kann dies auch verschlüsselt erfolgen, so dass der Zugang zu diesen Informationen nur mit Passwort möglich ist.

Abkürzungen

Eine weitere sinnvolle Erweiterung für die Texteingabe nennt sich "Popchrome". Hier lassen sich Abkürzungen für einzelne Begriffe oder auch ganze Textteile definieren, die dann später einfach über die Tastenkombination Ctrl+Space ersetzt werden können. Nützlich um etwa auch längere Signaturen schnell mal mit ein paar Handgriffen einzufügen.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Einen Art "Lightroom"-Effekt für Bilder liefert "ImagePreview". Die Erweiterung übernimmt die Darstellung von Vollversionen von Bildern, statt eines neuen Fensters gibt es das Ganze dann in einem Overlay zu bewundern, der Hintergrund wird dabei dezent abgedunkelt.

Angebot

Besonders nett ist dies bei Seiten wie der Google Image Search, bekommt man dort doch gleich die Vollversion eines Bildes zu sehen, ohne die entsprechende Seite ansurfen zu müssen. Sind die Bilder größer als das Browserfenster werden diese automatisch angepasst, ein Klick darauf zoomt dann in die 1:1-Darstellung. Optional lassen sich übrigens auch Youtube-Videos als Overlay öffnen.

Kiosk

Vor allem zu Demonstrationszwecken geeignet ist "ResolverTabs": Die Erweiterung wechselt automatisch in einem frei festlegbaren Zeitabstand zwischen den gerade offenen Tabs, dabei werden diese auch regelmäßig neu geladen. Am besten wirkt dies im Vollbildschirmmodus, etwa um aktuelle Nachrichten aus verschiedensten Quellen auf einem Fernseher auszugeben. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 05.04.10)

Screenshot: Andreas Proschofsky