Prag - Nachdem der Chef der tschechischen konservativen Demokratischen Bürgerpartei (ODS) Mirek Topolanek in der vergangenen Woche von der Kandidatur für das Premiers-Amt zurückgetreten war, tritt er nun am 12. April auch von der Parteispitze zurück. Topolanek zieht damit weitere Konsequenzen aus der Affäre um seine kontroversen Aussagen zu Kirchen, Homosexuellen und Juden.

ODS-Vizechef und Spitzenkandidat für das Premieramt in den bevorstehenden Parlamentswahlen (28. und 29. Mai), Petr Necas, wird die Partei bis zum nächsten ODS-Kongress führen. Topolanek teilte das nach einer Sitzung der ODS-Führung am heutigen Donnerstag in Prag mit.

Bereits vergangene Woche hatte er deswegen auf seine Kandidatur ins Abgeordnetenhaus sowie die Kandidatur für das Premieramt verzichten müssen. Topolanek stand aber weiterhin unter Druck seitens seiner Parteikollegen.

Umstrittene Aussagen zu Homosexuellen, Juden und Kriche

Ex-Premier Topolanek hatte zuvor für große Aufregung gesorgt. In einem informellem Gespräch mit Redakteuren einer Homosexuellen-Zeitschrift hatte er auf die Frage, wie er einen Homosexuellen charakterisieren würde, geantwortet: "Was soll ich sagen? Bei Gustav Slamecka als (Verkehrs)Minister, wenn es wirklich hart auf hart kommt, habe ich das Gefühl, dass er ausweicht. Und (Premier Jan) Fischer ist Jude, kein Homosexueller - der weicht noch früher aus. Das hängt aber nicht damit zusammen, dass er (Slamecka) Homosexueller ist, sondern mit seinem Charakter". Außerdem hatte er den Kirchen "totale Gehirnwäsche" und "Verdummung" der Menschen vorgeworfen.

Topolanek steht seit 2002 an der Spitze der ODS. Damals hatte er die Parteiführung von Vaclav Klaus, dem heutigen Staatspräsidenten, übernommen. (APA)