Die Gemeinnützige Siedlungs- und Wohnungsbaugesellschaft  Berlin wurde 1924 von der Stadt Berlin und dem preußischen Staat gegründet (Bild: GSW-Haus in der Flemingstraße, Bezirk Tiergarten).

Foto: GSW

Noch im Mai könnte eine Berliner Institution an die Börse gehen. Schließlich gehört die ehemals kommunale Wohnbaugesellschaft GSW ("Gemeinnützige Siedlungs- und Wohnungsbaugesellschaft") zu Berlin "wie der Kurfürstendamm und das Brandenburger Tor", wie es auf ihrer Website heißt.

Gegründet wurde die GSW 1924 von der Stadt Berlin und dem preußischen Staat. In der Folge war sie zunächst nur für die Vergabe der Neubaufördermittel zuständig, ab Mitte der 1930er-Jahre durfte sie auch selbst Wohnungen bauen.

Zustimmung vorbehalten

2004 hatte die Berliner Stadtregierung aus SPD und Linkspartei aber die damals rund 65.000 Wohnungen verwaltende GSW in einem Bieterverfahren für 405 Millionen Euro an die Finanzinvestoren Goldman Sachs und Cerberus verkauft. Das Konsortium verpflichtete sich, die sozial- und wohnungspolitischen Ziele der GSW fortzusetzen und die Anteile an der GSW für mindestens zehn Jahre zu halten. Dem Land Berlin wurde außerdem bis Dezember 2012 ein Aufsichtsratsmandat eingeräumt.

Damals wurde außerdem festgelegt, dass die Wohnungsgesellschaft nur dann mehrheitlich an die Börse gebracht werden kann, wenn der Senat zustimmt. Dass diese Zustimmung auch erkauft werden könne, war damals nicht teil der Abmachung.

Bis zu 800 Börse-Millionen

Dennoch lässt sich der Berliner Senat sein diese Woche erteiltes grünes Licht für den Deal nun teuer abkaufen. 30 Millionen Euro zahlen die Eigentümer in die von Finanzsenator Ulrich Nußbaum verwalteten öffentlichen Töpfe dafür, sie sollen direkt in den Haushalt des hochverschuldeten Bundeslandes fließen. Am 19. April muss zwar das Abgeordnetenhaus noch zustimmen, dies gilt aber als Formsache.

Nußbaum bezeichnete die millionenschwere Abstandszahlung als "zusätzlichen Kaufpreis". Er hatte gefordert, dass "die Berlinerinnen und Berliner" finanziell von dem Weiterverkauf an der Börse profitieren müssten. Durch eine Zusatzvereinbarung seien die Rechte des Landes und der Mieter gewahrt worden, hieß es in einer Mitteilung des Amtes. In Kreisen der GSW-Eigentümer hieß es, der ergänzte Vertrag habe nur die Zusagen aus dem Jahr 2004 bekräftigt. Goldman und Cerberus hätten sich zusichern lassen, dass die Zahlung nicht gegen Recht und Gesetz verstoße.

Die offizielle Ankündigung des Börsengangs wird in der kommenden Woche erwartet, rund vier Wochen später könnte er schon stattfinden. Analystenschätzungen zufolge könnten die Wohnungen an der Börse bis zu 800 Millionen Euro einspielen.

Konsolidierung

Falls der Börsengang aber doch noch scheitert, können die Eigentümer die GSW auch an ein anderes Unternehmen verkaufen. Kenner der deutschen Wohnimmobilienbranche erwarten ohnehin seit längerem eine Konsolidierung. Bereits börsennotiert sind unter anderem Gagfah und Deutsche Wohnen. Letztere schluckte 2007 die Berliner Gehag. Die Übernahme ist nach den Worten von Vorstandschef Michael Zahn verdaut, nun soll weiter zugekauft werden - auch im größeren Stil. "Natürlich beschäftigen wir uns mit dem Thema GSW", sagte Zahn vergangene Woche. Es gehe aber eher darum, welche Teile aus dem GSW-Bestand ins eigene Portfolio passen könnten. Die Deutsche Wohnen habe eine Kriegskasse von 200 Millionen Euro und sei sich für größere Vorhaben zudem der Unterstützung der Hausbanken und Investoren sicher.

Auch die Deutsche Annington, die dem Finanzinvestor Terra Firma gehört, liebäugelt mit der GSW. "Wenn ein Unternehmen von der Größe der GSW zum Verkauf stünde, würden wir uns das ganz sicher anschauen", sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung, Wijnand Donkers, zur Nachrichtenagentur Reuters. "Transaktionen in dieser Größenordnung sind für uns auf jeden Fall interessant. Wir haben eine Finanzkraft von zwei Milliarden Euro, die wir für Zukäufe einsetzen können." (red/Reuters)