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Der Katalog traditioneller Heilmethoden, die den Verzehr von Affenfleisch empfehlen, ist endlos.

Foto: Reuters/Bourg

London/Washington DC - Eine Studie, die im Fachmagazin "Mammal Review" publiziert wurde, hat insgesamt 390 Primatenarten daraufhin untersucht, wie stark sie als "Rohstoffquelle" für traditionelle Heilpraktiken oder auch für magische Rituale gefährdet sind. Das Ergebnis: 47 Spezies werden aufgrund angeblich heilender Wirkung, 34 aufgrund ihrer "magischen Kräfte" und 20 wegen beider Gründe regelmäßig gejagt und getötet. Die Primaten gehören zu 38 Genera und zehn verschiedenen Familien und reichen von Makaken und Languren bis hin zu Gorillas, so Studienautor Romulo Alves von der State University of Paraiba in Brasilien.

Fleisch des Schwarzgesichtklammeraffen (Ateles chamek) beispielsweise und des Haubenkapuziners (Cebus aplella) soll sechs verschiedene Erkrankungen heilen. In Bolivien werden Klammeraffen gegen Schlangen- und Spinnenbisse, Fieber, Erkältungen, Husten, Schulterschmerzen, Schlafprobleme und Leishmaniose gegessen. In Indien, berichten die Forscher, herrscht der Glaube vor, dass das Blut von Makaken gegen Asthma helfen soll. Von anderen Affen werden Knochen zerrieben und das Pulver mit Tee gemischt und getrunken. Gallenblase, Blut oder Fett werden zu Salben verarbeitet und aufgetragen. Obwohl der Handel aller Primaten im Artenschutzabkommen CITES streng geregelt ist, werden die Tierprodukte gehandelt.

Magische Wirkungen

In Sierra Leone bekommen Kinder kleine Knochen von Schimpansen um den Bauch oder um das Handgelenk gebunden, da es den Aberglauben gibt, dies würde sie stärker machen. In Indien wird das Auge des Bengalische Hanuman-Langur (Semnopithecus entellus) manchmal in einem Amulett getragen, weil es dem Träger Mut verleihen soll.

Doch nicht überall werden die Primaten gnadenlos gejagt. Manche der rituellen Verehrungen kommen den Affenpopulationen auch zugute wie etwa in der Republik Guinea, wo Schimpansen als heilig verehrt werden. Das gleiche gilt auch für Makaken in Bali und für Graue Languren in Indien.

Jagd als zunehmender Bedrohungsfaktor

2008 hat der Primatologe Russell Mittermeier, IUCN-Vorsitzender der Primaten-Expertengruppe, die Bestände von 634 verschiedenen Primaten-Spezies untersucht. Demnach sind 48 Prozent der nächsten Artverwandten des Menschen vom Aussterben bedroht. Mehr als 70 Prozent der Primaten Asiens sind als "gefährdet" gelistet.

"Am meisten zu schaffen macht den Affen und Halb-Affen der Verlust ihres Lebensraumes", kommt der Experte zum Schluss. Vor allem das Verschwinden der tropischen Wälder, der dadurch bedingte Anstieg von CO2 und darüber hinaus die Jagd der Tiere als Nahrung für den Menschen sowie der illegale Handel mit Wildtieren stellen das Überleben der Tiere auf das Spiel. "Wir haben schon vor einiger Zeit auf den rapiden Rückgang der Primaten hingewiesen. Allerdings wird mit diesen Ergebnissen erst evident, wie dramatisch diese Situation eigentlich ist", so Mittermaier. Die Rodung der Regenwälder sei immer der Hauptgrund des Rückgangs gewesen. "Nun zeigt sich allerdings in manchen Gebieten, in denen der Lebensraum praktisch unangetastet ist, dass die Jagd als Bedrohungsursache deutlich zugenommen hat." In vielen Gebieten würden die Tiere quasi bis zur Ausrottung verspeist. (pte)