Sydney - Einen Blick in die geologische Vergangenheit, der zugleich mögliche Ausblicke auf die ebenso ferne Zukunft öffnet, machten Geowissenschafter der Universität Sydney mithilfe eines Computermodells. Sie interessierten sich für die Mechanismen, die zum Zerfall des einstigen Superkontinents Gondwanaland auf der Südhalbkugel führten und in die plattentektonisch ziemlich fragmentisierte pazifische Gegenwart mündeten.

Vergangenheit ...

Gondwana begann vor etwa 150 Millionen Jahren zu zerbrechen: Erst trennten sich Afrika und Südamerika voneinander und von Antarktika, gefolgt von Indien. Vor 105 bis 90 Millionen Jahren trennten sich schließlich auch Australien und Neuseeland vom südpolaren Restkontinent sowie voneinander. Im Fachmagazin "Nature Geoscience" berichten Patrice Rey und Dietmar Müller von der Uni Sydney von den dahintersteckenden Prozessen: Die Pazifische Platte schob sich zunächst mit einer Geschwindigkeit von sieben bis acht Zentimetern pro Jahr unter die Gondwanaplatte. Als sich dieser Prozess schließlich verlangsamte, nahm die Spannung zwischen den Platten ab und das an Gondwanas Ostküste aufgetürmte Gebirge sank langsam in sich zusammen.

Zugleich drückte das Magma aus dem Erdmantel an dieser Stelle stärker nach oben, die darüberliegende Kruste wurde gedehnt, bis sich schließlich Risse bildeten. Diese machten Neuseeland und noch kleinere Fragmente wie die Lord-Howe-Insel zu unabhängigen Landmassen - von Australien getrennt durch das, was heute die Tasmanische See ist. Da sich Australien nach seiner Lösung von Antarktika nicht weiter nach Osten, sondern nordwärts bewegte, wuchs der Abstand zwischen den kontinentalen Fragmenten schließlich bis auf den heutigen Status quo an.

... und Zukunft

Diese Prozesse der Vergangenheit sind laut Rey aber durchaus verallgemeinerbar - er verweist dazu auf die künftige Entwicklung Südamerikas: Die Pazifische Platte schiebt sich zwar nach wie vor unter die südamerikanische Platte, doch seit etwa 20 Millionen Jahren hat sich dieser Prozess verlangsamt und ist nun ebenfalls bei sieben bis acht Zentimetern pro Jahr angelangt - wie damals vor der Aufsplitterung Gondwanas. Wenn sich die Geschwindigkeit der beiden Platten weiter verlangsamt, werden die Anden kollabieren und Teile Südamerikas sich von der Hauptlandmasse abtrennen, prognostiziert Rey. Ein Prozess, der allerdings dutzende Millionen Jahre dauern wird - praktische Anwendung des Modells von Müller und Rey soll sich hingegen im besseren Verständnis des geologischen Aufbaus kontinentaler Randzonen ergeben, was der Bergbauindustrie nützen könnte. (red)