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Alleine die Rettung der Anglo Irish Bank dürfte den irischen Staat mehr als 18 Milliarden Euro kosten.

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Wien - "Unsere schlimmsten Befürchtungen wurden noch übertroffen." Irlands Finanzminister Brian Lenihan hat für die dramatische Finanzlage der Banken im Inselstaat drastische Worte gefunden. 47 Prozent "Haircut" verlangt die staatliche "Bad Bank" für die erste Tranche an Krediten aufgrund höherer Ausfallsrisken. Die Banken erhalten also nur knapp die Hälfte des Nominalwerts ihrer toxischen Wertpapiere. Damit benötigen sie in den kommenden Jahren nach für Lenihan "fürchterlichen" Fehlinvestitionen in den Häusermarkt noch zusätzlich 31,8 Mrd. Euro - das sind 17,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes.

Die staatliche National Asset Management Agency (Nama), die faule Immobilienpapiere von den Bankbilanzen räumen soll, wird die übernommenen Kredite aber aktiv managen. Erwirbt sie eine Hypothek, müssen die Schuldner der Agentur innerhalb von einem Monat einen genauen Wirtschaftsplan vorlegen, wie die Kreditzahlungen bedient werden können. Jedoch deuten die hohen Abschläge auf weitere Zahlungsprobleme bei Hypothekenschuldnern hin.

Darüber hinaus wurden die höheren Eigenkapitalerfordernisse für die Institute konkretisiert:

Q Anglo Irish Bank Zwischenresultate der Stresstests zwingen die bereits verstaatlichte Bank, 18,3 Mrd. Euro mehr Kapital zu halten. Dann erreicht sie die Grenzwerte von sieben Prozent Eigenkapital.

Q Allied Irish Banks Das Institut muss allein 12,3 Mrd. Euro Eigenkapital aufnehmen, um weitere Verluste verkraften zu können.

Q Bank of Ireland Das zweitgrößte Institut benötigt 2,9 Mrd. Euro, um die Mindesteigenkapitalrichtlinie zu erfüllen.

Besonders viele faule Kredite liegen nach den jüngsten Zahlen in der Anglo Irish Bank. Sie muss in der Folge fünf Milliarden Euro Abschlag auf ihre toxischen Wertpapiere hinnehmen, Allied Irish Banks weitere 1,4 Mrd. Euro. Die Bank of Ireland könnte hingegen das einzige Institut sein, das die irische Finanzkrise und den Nama-Plan ohne Voll-Verstaatlichung überlebt.

Analysten von der BNP Paribas sehen die Bank in der "stärksten" Position im irischen Finanzsystem, obwohl das Institut für die drei Quartale bis Jahresende 2009 einen Verlust von 1,8 Mrd. Euro vermeldet hat. Die Bank hatte aber zugleich angekündigt, dass sie 2,7 Mrd. Euro Kapital aus privaten Quellen lukrieren möchte. Damit soll die Bank der drohenden Verstaatlichung entgehen. Aktien des Instituts sind zwischenzeitlich um mehr als 27 Prozent gestiegen.

Finanzminister Lenihan hat den Banken eine Galgenfrist von 30 Tagen gesetzt, in der sie Pläne vorlegen müssen, wie sie die strengeren Eigenkapitalrichtlinien erfüllen können. Es wird erwartet, dass Allied Irish Banks (AIB) sowie die Wohnbaubanken EBS und Irish Nationwide staatliche Hilfe brauchen. Die beiden Wohnbaubanken sollen voll verstaatlicht werden, der Anteil an der AIB soll von 25 auf 70 Prozent erhöht werden. (Lukas Sustala, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 01.04.2010)