Latent bizarr: Das Muster der unterschiedlichen Tagestemperaturen auf der Oberfläche von Mimas.

Foto: NASA/JPL/GSFC/SWRI/SSI

Pasadena - Oldschool-Gamer - und solche sind auch in den NASA-Büros reichlich vertreten - müssen nicht lange nach Assoziationen fischen, wenn sie die Wärmebilder des Saturnmonds Mimas betrachten, die von der "Cassini"-Sonde gemacht wurden. Das Ergebnis sieht aus wie Pac-Man, der gerade einen Punkt frisst. (Und wer sich beim Schwarzweißbild des Mondes links unten im Bildkompositum an den Todesstern aus "Star Wars" erinnert fühlt, steht damit auch nicht alleine da: Diese Assoziation wurde in der jüngsten NASA-Aussendung ebenfalls bereits angesprochen.)

Mimas zählt zu den größten der nach heutigem Stand 62 Saturnmonde, ist mit seinen knapp 400 Kilometern Durchmesser im Vergleich zu den fünf Riesen Titan, Rhea, Iapetus, Dione und Tethys allerdings nur ein Gnom. "Cassini" sammelte bei ihrem engsten Vorbeiflug an dem eisigen Mond Daten in Form von hochauflösenden Temperaturkarten und Bildern, die nun präsentiert wurden. "Normalerweise stehen andere Monde im Scheinwerferlicht, aber es stellt sich heraus, dass Mimas bizarrer ist als gedacht", fasst Linda Spilker vom Jet Propulsion Laboratory der NASA in Pasadena zusammen.

Überraschung, Überraschung

Erwartet hatten sich die Astronomen ein Bild fließender Übergänge von einer Zone höchster "Wärme" nachmittags am Äquator des Mondes - statt dessen wurden die Spitzenwerte morgens in den Randzonen gemessen: mit 92 Grad Kelvin im Vergleich zu den 77 der restlichen Oberfläche. Viel verblüffender war aber noch, wie scharf voneinander abgegrenzt die beiden Temperaturzonen sind - und das noch dazu wie die V-förmige Mundöffnung Pac-Mans geformt.

John Spencer aus dem Infrarotspektrometer-Team der "Cassini"-Mission vermutet, dass dies auf unterschiedliche Oberflächenformationen hinweist. In der kälteren Zone müsste das Oberflächeneis demnach stark verdichtet sein, was die aufgefangene Sonnenwärme schnell ableiten würde. In den wärmeren Zonen würde hingegen "Pulverschnee" liegen, der die Wärme länger zurückhält. Warum diese beiden unterschiedlich strukturierten Flächen so scharf voneinander abgegrenzt sind, könnte seine Erklärung in dem "Punkt" finden, den Pac-Man gerade "verschluckt": Der liegt nämlich über dem gewaltigen Einschlagskrater Herschel. Seine fünf Kilometer hohen Wände würden die Sonnenwärme ebenfalls länger zurückhalten, die Region bringt es damit immerhin auf 84 Grad Kelvin.

Der von Spencer vermutete Zusammenhang: Der Einschlag des Objekts, das den 130 Kilometer großen Krater geschlagen und dabei den kleinen Mond an den Rand der Zerstörung gebracht haben muss, könnte zu einer großflächigen Eischmelze und kurzfristigen Wasserströmen über die Oberfläche geführt haben, welche anschließend wieder schockgefroren wurden und zu einer soliden Eisdecke erstarrten. Spencer räumt aber ein, dass damit die Frage offen bleibt, warum diese Fläche nicht im Lauf der Zeit von weiteren kleinen Einschlägen wieder zu Pulverschnee zerblasen wurde. (red)