Faule Hypotheken haben Löcher in die Bilanzen der irischen Großbanken gefressen.

Foto: Fischer/Collage: Beigelbeck

Wien - Irland bekommt seine böse Bank. Diese "bad bank" soll die irischen Geldinstitute von den toxischen Immobilienpapieren befreien, die im Zuge der Finanzkrise Löcher in die Bilanzen gerissen haben. 81 Milliarden Euro an Krediten werden auf die Bilanz der Nama genommen, der National Asset Management Agency.

Doch dieser Wertpapierkauf hat für die Banken einen Haken. Denn die irische "bad bank" ist wirklich böse. Bei einer "bad bank" -Konstruktion ist die entscheidende Frage, wie tief Staaten in die Tasche greifen, um die faulen Wertpapiere von privaten Bilanzen zu nehmen. Zahlen sie mehr als den Marktpreis, unterstützen sie die Banken mit einer zusätzlichen Geldspritze, zahlen sie weniger, müssen die Geldinstitute Verluste realisieren.

Die irische Regierung ist offenbar aber nicht bereit, für die Wertpapiere annähernd den Nominalwert zu zahlen. Stattdessen sollen die Banken einen Abschlag auf den Nominalwert akzeptieren. Durchschnittlich 47 Prozent soll dieser betragen. Der staatliche Rettungsfonds Nama erwirbt in einer ersten Tranche ausstehende Darlehen von zwei Bausparkassen mit einem Buchwert von 16 Mrd. Euro für lediglich 8,5 Mrd. Euro.

Irlands Bankensektor steht damit vor der nächsten Verstaatlichungswelle. Denn Finanzminister Brian Lenihan möchte zugleich die Kapitalanforderungen an die Banken erhöhen. Da diese das nicht aus eigener Kraft schaffen, soll der Staatsanteil an Allied Irish Banks voraussichtlich auf 70 Prozent erhöht werden, jener an der Bank of Ireland auf bis zu 40 Prozent. Damit erhält die irische Regierung zwar ebenso die faulen Wertpapiere, darüber hinaus aber auch die wirtschaftliche Kontrolle über die Geldinstitute.

Die scharfe Gangart der irischen Regierung wurde am Kapitalmarkt allgemein gutgeheißen. Lenihan betonte, dass der irische Staat bewiesen habe, dass er seine Finanzen eigenständig in Ordnung halten könne. Der Kapitalmarkt gibt dem irischen Finanzminister recht: Irland konnte sich in den vergangenen Monaten, trotz der Turbulenzen um Griechenland, immer günstiger refinanzieren.

Das Wachstumswunderkind

Der keltische Tiger - der Spitzname für Irland für die hohen Wachstumsraten, die das Land in den 1990er-Jahren verzeichnen konnte - ist in der Krise nicht auf den Pfoten gelandet. Der übermäßige Immobilienboom bis ins Jahr 2006 überschattet einen möglichen Aufschwung. 81 Mrd. Euro an faulen Hypothekenpapieren, die in die böse Bank ausgegliedert werden sollen, machen allein fast 40 Prozent der jährlichen Wirtschaftsaktivität des Inselstaates aus. Auch in diesem Jahr wird der keltische Tiger noch nicht brüllen können. Der Internationale Währungsfonds schätzt, dass Irland - nach einer Schrumpfung der Wirtschaft um 7,5 Prozent 2009 - auch 2010 noch um 2,5 Prozent schrumpfen soll. Die Arbeitslosigkeit soll in dieser Zeit auf mehr als 15 Prozent steigen, von knapp sechs Prozent 2008. (Lukas Sustala, DER STANDARD, Printausgabe, 31.3.2010)