Es hängt (k)ein Grauschleier über der Stadt: Peter Hein (3. v. re.) und seine Fehlfarben.

Foto: Rockhouse Salzburg

Man kennt das ja von ehemaligen Szenelautsprechern: Wer ein ganz Radikaler war, aus dem wird später oft genug ein angepasster Spießbürger. Das weiß auch Peter Hein, Sänger und Texter der deutschen Band Fehlfarben, ganz genau - schließlich ist der seit einiger Zeit in Wien lebende Punkveteran ein guter Beobachter an der Bierbudel.

Ende der 1970er waren Fehlfarben neben DAF und KFC die zentrale Band der Düsseldorfer Wave-Szene. Angefangen hat Hein (53) mit 20 bei Charley's Girls, ein Jahr später geht er dann in die "Mittagspause" . Rechtzeitig vor der Sitzfleischkatastrophe gründen Hein und Gitarrist Thomas Schwebel 1979 Fehlfarben. Ausgerechnet beim Major-Label EMI erscheint ihr Album Monarchie und Alltag, das mit zeitdiagnostischen Slogan-Evergreens wie dem funkig-tanzbaren Ein Jahr (Es geht voran), Grauschleier oder Militürk den perfekten Soundtrack für die Leiden der Rotzlöffel an Staatsparanoia und Betonwüsten liefert. Zu Zeilen wie "Was ich haben will, das krieg ich nicht, und was ich kriegen kann, das gefällt mir nicht" hat sich Hein oft von The Clash oder The Cure inspirieren lassen - nicht ohne die wörtlichen Übersetzungen ins Deutsche durch Wort- und Sinnverdrehungen doch wieder zu eigenen Texten zu machen.

1984 lösen sich Fehlfarben erstmals auf, ohnehin singt Hein parallel schon bei Family 5. Ab 1989 folgen diverse Comebacks, mit dem leicht verspäteten Jubiläumsalbum zum 30-jährigen Bestehen Glücksmaschinen meldet sich Hein heuer eindrucksvoll zurück. Noch immer mehr zornig denn abgeklärt gehören Fehlfarben gerade im "Sommer nach der Krise" weder zum alten Eisen noch zu den im Titellied Glücksmaschinen angesprochenen Neuspießern. Mittwoch und Donnerstag live zu überprüfen, große Empfehlung. (Gerhard Dorfi/DER STANDARD, Printausgabe, 31. 3. 2010)