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Morgendlicher Motivationsschub - wenn's sein muss auch mit Elektroantrieb.

Schon deshalb, weil B. mit dem Anzug aufs Rad steigt, die Aktentasche am Gepäckträger festschnallt und an roten Ampeln in den Seitenscheiben der Autos kontrolliert, ob seine Krawatte vom Fahrtwind eh nicht verrückt worden ist: Leute wie B. sind Komfort- und Vernunftradler. Keine Raser, Hasardeure oder Antrittsduellanten. Jedenfalls nicht am Weg zur oder aus der Arbeit.

Freilich hat das nicht nur mit Reife zu tun: Ein Anzug - erst recht eine Krawatte - ist per definitionem ein Kleidungsstück, das signalisiert, dass sein Träger sich nicht körperlich anstrengt. Oder anstrengen muss. Mit radfahrerischer Effizienz, hatte B. früher immer wieder bedauernd geseufzt, sei das aber leider nicht immer kompatibel.

Umso glücklicher strahlt er nun: Einen Fahrraboten zu überholen, ja abzuhängen, und dennoch nicht verschwitzt und atemlos, sondern entspannt mit Siegerlächeln den Betriebsfahrradständer anzufahren, sagt B., sei schon was Besonderes.

Obwohl er streng gesehen ja geschummelt habe, meint B. Er fahre jetzt nämlich eines dieser neuen Elektroräder. Er könne, sagt er, allein strampeln: mühsam. Er könne auch nicht strampeln: langweilig. Oder aber, sagt B., er bilde mit dem Motor ein Team. Das sei erstens laut StVO immer noch Rad fahren, zweitens anstrengungsfrei echt schnell - mehr als 30 km/h will B. schweißfrei erreicht haben - und drittens voll super.

Wegen der Effizienz und des Umweltschutzes? B. macht eine wegwerfende Handbewegung: Ja eh, auch, sagt er. Aber vor allem wegen der Erfolgserlebnisse unterwegs: Den Tag als Sieger zu beginnen motiviere nämlich. Erst recht, wenn das Hemd frisch bleibt - und die Krawatte perfekt sitzt. (Thomas Rottenberg/DER STANDARD/Automobil/5.6.2009)