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Hermann Kant.

Foto: EPA/KARLHEINZ SCHINDLER

Berlin - Hermann Kant ("Die Aula") wehrt sich weiterhin nachdrücklich dagegen, als "Stasi-Spitzel" bezeichnet zu werden. "Ich habe Kürzel wie KP (Kontaktperson), GI (Geheimer Informant) oder IM (Inoffizieller Mitarbeiter) nicht einmal gehört", so Kant. "Nie hat sich jemand als mein Führungsoffizier zu bezeichnen gewagt, und entgegen den Behauptungen der Berichte wurde wohlweislich nie versucht, mir einen Auftrag zu erteilen. Weshalb ich auch keinen erfüllt haben kann", betonte der frühere und einflussreiche Präsident des DDR-Schriftstellerverbandes, der zeitweise auch dem SED-Zentralkomitee angehörte.

"Ich habe mit Leuten des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR gesprochen, weil es albern gewesen wäre, ganz für die DDR zu sein, aber nicht mit deren Sicherheitsministerium zu reden." Das in den Stasi-Akten enthaltene Material seien jedoch keine Berichte von ihm, sondern die "Wiedergabe von Befragungen". Er sei auch der Ansicht, "dass es - zu meinem anhaltenden Bedauern, wohlgemerkt - mit der DDR auch deshalb nichts wurde, weil ihre Kronenwächter dem Heer wirklicher Feinde ganze Herrscharen erdachter Widersacher hinzugefügt haben. In meinem ersten Roman "Die Aula" sagt der Parteisekretär Haiduck ganz im Sinne meines jüngsten Romans Kennung: Misstrauen schießt auf Gespenster. Das ist Munitionsvergeudung, und die ist strafbar."

Kant wird als Stasi-Informanten erwähnt

Kant nahm auch zu dem neuen Buch "Günter Grass im Visier - Die Stasi-Akte" von Kai Schlüter (Ch.Links Verlag) Stellung, in der auch Kant als einer der zahlreichen Stasi-Informanten erwähnt wird. Die Behauptung des Autors, Kant habe einen Interviewwunsch abgelehnt, weist Kant zurück. "Ich war und bin per Post, Telefon, Fax und E-Mail zu erreichen, aber ein - nicht eben alltäglicher - Interviewwunsch, der die Stasi-Akte von Günter Grass betraf, ist nie zu mir gelangt." Schlüter sagte dazu, er habe auf eine entsprechende E-Mail-Anfrage nie eine Antwort oder auch nur eine Fehlermeldung erhalten.

Im Berliner Aufbau-Verlag ist in diesen Tagen der neue Roman "Kennung" des 83-jährigen Autors erschienen. "Hermann Kants Roman ist ein zur Groteske getriebenes Spiel um Einfluss, Beschränktheit und Arroganz eines Machtapparates", heißt es in der Verlagsankündigung dazu. "Das Beispiel der jungen DDR dient als Folie für die Ambivalenz des Verhältnisses von Machthabern und Künstlern." Neben der "Aula" gehören zu Kants bekanntesten Werken auch "Der Aufenthalt" und "Das Impressum". (APA)