Martin Cruz Smith, "Die Goldene Meile" . Deutsch: Rainer Schmidt. € 20,60 / 254 Seiten. C. Bertelsmann, München 2010.

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Arkadi Renko, Ermittler für schwere Straftaten im Dienste der Staatsanwaltschaft der Russischen Republik, steht auf der Abschussliste seiner Vorgesetzten. Zu wenig unterwürfig und unbestechlich und dann auch noch hartnäckig den Tod einer jungen Prostituierten hinterfragend, die keinen interessiert. Parallel zu diesem Mordfall wird die Geschichte von Arkadis Schützling Schenja erzählt, einem mürrischen 15-Jährigen, der ein Schachgenie ist und auf der Straße lebt. Als scharfem Beobachter entgeht ihm das verwirrte Mädchen nicht, das am Jaroslawler Bahnhof umherirrt und die Vorbeieilenden nach ihrem Baby fragt. Auf der Flucht aus einem Bordell auf dem Land hat Maja mit viel Glück einen Zug nach Moskau erreicht. Aber ihr Baby ist ihr im Zug gestohlen worden. Schenja versucht eine behutsame Annäherung, aber Maja weigert sich, Arkadi um Hilfe zu bitten. Marin Cruz Smiths Roman ist wie in Sepia getaucht. Die Armut, der Alkoholismus, Korruption und die tausenden Straßenkinder zeichnen eine düstere russische Gegenwart. Die "Goldene Meile" zwischen Kreml und Erlöserkirche war früher ein Arbeiter- und Studentenviertel. Nun ist sie mutiert zur Meile der Neureichen, wo Gespielinnen zweifelhafter Geschäftsleute shoppen gehen. Krasse Gegensätze, viel Atmosphäre, spannend und brutal. (Ingeborg Sperl, www.krimiblog.at, DER STANDARD/Printausgabe 27.3./28.3.2010)