Wiener Neustadt - Zum Schluss der vierten Woche im Tierschützer-Prozess am Landesgericht Wiener Neustadt ist am Donnerstag die Befragung der Zwölfangeklagten am Programm gestanden. 13 Aktivisten müssen sich seit 2. März wegen Beteiligung an einer kriminellen Organisation verantworten, einige auch wegen anderer Delikte. Zwei der Beschuldigten stellten den Antrag, bei den übrigen Verhandlungstagen großteils nicht mehr anwesend sein zu müssen, weil es sie schlichtweg "nicht betreffe". "Das geht nicht", entgegnete Richterin Sonja Arleth prompt.

Die Zwölftbeschuldigte, die ausgebildete Grafikerin ist, ist seit 2006 beim Verein Gegen Tierfabriken (VGT) angestellt und engagiert sich auch bei der Veganen Gesellschaft Österreichs. "Ich möchte festhalten, dass es keine kriminelle Organisation für den Tierschutz gibt", betonte die 29-jährige Wienerin eingangs. Stattdessen solle man lieber woanders nach einer kriminellen Organisation mit gegenteiliger Zielsetzung suchen.

Gegenstand ihrer Befragung waren Vorhalte aus E-Mails, Recherchen über Modehäuser und dazugehöriges Personal sowie E-Mail-Aktionen. Sie habe in Modegeschäften recherchiert, ob Pelz verkauft werde, bekannte die Angeklagte. Aus diesen Recherchen wurden dann unter anderem Positivlisten erstellt.

Detaillierte Informationen über die Familien der Kleider Bauer-Geschäftsführer, die sie ins Fadinger-Forum gepostet habe, würden von einer älteren Dame stammen, die im Zuge einer Kundgebung mit ihr geplaudert habe. Es handle sich dabei nur um "Tratsch", mit dem keiner "irgendwas machen" könne, meinte sie. Online gestellt habe sie die Passagen, weil sie generell detaillierte Demonstrationsberichte veröffentliche.

Am Ende der Verhandlungstages wurde noch mit der Einvernahme des letzten noch ausstehenden Angeklagten begonnen. Der Dreizehntbeschuldigte, der beim VGT im Vorstand angestellt ist, sei schon seit den 1990ern im Tierschutz aktiv. Sachbeschädigungen seien nie "seine Linie" gewesen, er habe "das als Konstante im Hintergrund gesehen", von der er sich distanzierte. Seiner Ansicht nach würden nur Leute Sachbeschädigungen begehen, die sich an der Peripherie der Bewegung befänden und nicht vernetzt engagiert sind, führte er aus. Daher habe er sich selbst stets als jemand wahrgenommen, der dem entgegenwirke, indem er sich konstruktiv in die Gesellschaft einbringe.

Die Verhandlung wird nach Ostern fortgesetzt. Im Anschluss an die Einvernahmen der Angeklagten werden die Beamten der Sonderkommission Pelz aussagen. (APA)