Immerhin hat Emil Breisach in dieser Hinsicht einschlägige Erfahrungen – und zwar im wahrsten Sinn des Wortes. Und dies schon seit langem. Zu einer Zeit, als er noch nicht einmal die Hälfte seines nunmehr gefeierten Alters auf seinem (noch immer kerzengeraden) Buckel hatte und es auch noch keinen zwingeden Grund gab, Graz als Kulturhauptstadt zu bezeichnen, wurde er betroffener Zeuge eines in der Tat ungewöhnlichen Vor-, um nicht zu sagen Überfalls: Eines Tages hub an einer Wand seiner damaligen, am Rosenberggürtel gelegenen Wohnung ein infernalisches Klopfen an. Die Beklommenheit, die dieses auslöste, sollte sich nach nicht allzu langer Zeit zu veritablem Entsetzen steigern. Denn plötzlich brachen Ziegel und Mörtel aus der dröhnenden Wand und durch das entstandene Loch drang ein von stattlicher Mähne umrahmter Charakterkopf eines Mannes. Es handelte sich um Richard Ahne, den Kulturchef der Tagespost, von dem an dieser Stelle übrigens auch schon die Rede war (und zwar am 29. März), der in die Nebenwohnung eingezogen war. Zur Steigerung von deren Behaglichkeit wollte sich der brillante Feuilletonist eine Glasvitrine in die Wand einlassen. Die offensive Weise, mit der sich Richard Ahne bei den verdutzten Breisachs einführte, entsprach eigentlich durchaus seinem Wesen. Waren doch die Verrisse, mit denen er sich in der Grazer Theater- und Musikszene bemerkbar zu machen pflegte, nicht viel weniger spektakulär.
Im Unterschied zu den von Richard Ahne verbal Angerempelten, die mit immer währendem Groll reagierten, war Ahnes Einbruch in Breisachs Wohnung jedoch der Beginn einer wunderbaren, jahrzehntelangen Freundschaft.