Wien - Nach dem neuerlichen Krisenjahr 2009 hat Raiffeisen International (RI) am Dienstag angekündigt, die Dividende für das abgelaufene Jahr von 93 auf 20 Cent zu kürzen. Der Gewinn je Aktie ist - wegen hoher Abschreibungen in den von Konjunktureinbrüchen getroffenen Ländern des Ostens - von 6,39 Euro auf 99 Cent gesunken. Dennoch hat die Bank mit ihren Zahlen die Analystenerwartungen übertroffen. Weiter regiert hat der Sparstift. Tiefrot beendete die Tochterbank in der Ukraine das Jahr.

Nach teuren Kreditabschreibungen auf Kredite in der Konzernbilanz (IFRS) waren auf lokaler Ebene noch "Impairments" zu verkraften: Im Detail eine Firmenwertabschreibung in der Ukraine (Raiffeisen Bank Aval) in Höhe von 270 Mio. Euro. Wertberichtigungen und Vorsorgen auf faule Kredite belasteten die Bank in Kiew mit einer halben Milliarde Euro. Fast ein Viertel der Kundenkredite im Ukraine-Geschäft ist notleidend.

Nach Bankangaben traf diese 270-Millionen-Firmenwertabschreibung allerdings nur den Einzelabschluss von Raiffeisen International (UGB-Bilanz), nicht die nach IFRS erstellte RI-Gruppenergebnisrechnung, weil die ukrainische Währung kräftig abgewertet hat. Und die Währungseffekte belasteten das Eigenkapital. Die Buchung erfolgte damit gegen das Kapital. In der IFRS-Ergebnisrechnung schlug sich diese Abwertung demnach nur in einem um 11 Millionen reduzierten Buchwert nieder.

Die Ukraine-Tochter, seit 2005 im Konzern, ist die viertgrößte Bank des krisengeschüttelten Landes. Ende 2009 hatte sie 4,8 Millionen der insgesamt 15,1 Millionen Kunden des ganzen RI-Konzerns.

In der Ukraine-Bank arbeiteten 15.200 Mitarbeiter in 953 Filialen. 181 Filialen wurden zuletzt geschlossen, fast 2.000 Jobs abgebaut. Die Kundenkredite beliefen sich auf 4,4 Mrd. Euro - bei einer Bilanzsumme von knapp 5 Mrd. Euro.

Die notleidenden Kredite in der Ukraine-Tochter wuchsen 2009 um 172 Prozent auf 1,041 Mrd. Euro. Die Wertberichtigungen und Vorsorgen für faule Kredite mussten um fast 200 Prozent auf 499 Mio. Euro aufgestockt werden. Den Krediten standen nach Institutsangaben Einlagen von Kunden von 2,3 Mrd. Euro gegenüber.

Ende 2009 erhöhte Raiffeisen das Kapital in der Ukraine-Tochter um 73 Mio. Euro. Von der EBRD gab es nachrangige Kredite über 150 Mio. Dollar. Die Bank Aval schloss laut heutiger Bilanz das Jahr 2009 mit einem Nettoverlust von 160 Mio. Euro.

Kreditrisikovorsorgen aufgestockt

Die am Dienstag vorgelegten Bilanzzahlen von RZB und der Tochter Raiffeisen international waren zum Großteil bereits bekannt: Um 95 Prozent auf 2,247 Mrd. Euro aufgestockt hat der RZB-Konzern seine Kreditrisikovorsorgen. Davon entfiel der Löwenanteil auf die Vorsorgen bei der RI. Bei der Raiffeisen International sind die Risikovorsorgen für Kredite massiv auf 1,738 Mrd. (780 Mio.) Euro gestiegen - ein Zuwachs um 123 Prozent. Die Bank hat aber auch Kredite verkauft, was Erträge brachte.

Der Nettogewinn der RZB-Ostbankentochter RI brach wegen der Kreditvorsorgen um mehr als 78 Prozent auf 212 (Vorjahr: 982) Mio. Euro ein (Jahresüberschuss nach Minderheiten).

Der ganze RZB-Konzern vermeldete (bisher vorläufig) 2009 einen Nettogewinn von 433,4 Mio. Euro, nach einer "schwarzen Null" von 47,7 Mio. Euro im ersten Finanzkrisenjahr 2008.

Weitere Kennzahlen: Die RZB-Bilanzsumme sank im Jahresabstand leicht um 5,7 Prozent auf 147,9 Mrd. Euro. Bei der RI gab es einen Rückgang um 10,7 Prozent auf 76,3 Mrd. Euro. RI meldet beim Betriebsergebnis einen Rückgang um 8,5 Prozent auf 2,056 Mrd. Euro. Es waren die letzten getrennten Bilanzen vor Fusion zur neuen "Raiffeisen Bank International".

Weitere RI-Details: Die Cost/Income Ratio besserte sich auf 52,5 Prozent (minus 1,5 Prozentpunkte), der Return on Equity vor Steuern sank allerdings wegen der Wertberichtigungen ganz kräftig um 16,3 Prozentpunkte auf 5,7 Prozent. Kosten wurden reduziert, vor allem der Personalaufwand sank um 17 Prozent.

Die durchschnittliche Anzahl der Mitarbeiter des Konzerns (Vollzeitäquivalent) sank 2009 um 2 Prozent oder 1.268 auf 60.186. Die Zahl der Mitarbeiter belief sich zum 31. Dezember 2009 auf 56.530. Zum Vergleich: Zum Ultimo 2008 waren es noch 63.376 Mitarbeiter. Dies bedeutet einen Rückgang um 6.846 Beschäftigte oder 11 Prozent.

Die börsenotierte Raiffeisen International Holding steuert ein Bankennetzwerk in insgesamt 17 Ländern in Zentral/Osteuropa, Südosteuropa und GUS/Russland.(APA)