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Sehr dankbar und sehr erfreut, für die Staatsoper arbeiten zu dürfen: der designierte Direktor Dominique Meyer - ganz hellhörig.

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Wien - Eine Ehre, eine Freude sei all dies, so der designierte und im Tonfall immer bis zur Unscheinbarkeit dezente Staatsoperndirektor Dominique Meyer. Und weil er schon dabei war, bedankte er sich im Rahmen seiner ersten Saisonpressekonferenz dafür, dass "so viele gekommen sind", dankte der Politik, dem scheidenden Direktor, natürlich auch dem Chef der Bundestheaterholding und den Philharmonikern, ohne die er in Wien nichts geworden wäre.

Der Generalmusikdirektor an seiner Seite, Franz Welser-Möst, legte es kürzer an, blieb aber ebenfalls in der Tonart der höflichen Dankbarkeit und gab seiner Freude Ausdruck, "diesem Haus dienen zu können." Tja. Das ist - zumindest für den Anfang - ein etwas anderer Stil im Vergleich zu Direktor Ioan Holender. Durchaus unterhaltsam schoss er bei seinen Kundmachungen ja gerne ein paar ironische Pfeile ab.

Natürlich gibt es auch inhaltliche Unterschiede zu Holender, wenngleich Meyer weiterhin am Repertoiresystem des Hauses festhalten will und in seiner ersten Saison 280 Vorstellungen mit 47 Werke bringt.

Es wird einen Zuwachs an Premieren geben: Eröffnet wird die neue Ära am 17. Oktober mit Hindemiths Cardillac, es folgt Händels Alcina, nicht mit den Philharmonikern, sondern mit den Alte-Musik-Spezialisten Les Musiciens du Louvre. Zudem wird ein Mozart-Zyklus gestartet (mit Don Giovanni und Le nozze di Figaro); schließlich folgen Donizettis Anna Bolena und Janáceks Katja Kabanowa wie auch Donizettis Lucrezia Borgia (nur konzertant).

Auch die Rahmenbedingungen sollen sich verbessern, um das musikalische Niveau zu heben: Durch einen neuen Kollektivvertrag des Staatsopernorchesters - erst in der Nacht auf Dienstag wurde die "nicht ganz leichte Geburt" vollbracht (Welser-Möst) - wird es möglich sein, mehr Proben bei Repertoirevorstellungen anzusetzen. Künftig steht das Orchester für 110 Proben pro Jahr zur Verfügung, eine finanzielle Verbesserung soll es vor allem für die jung dazugekommenen philharmonischen Musiker geben.

Zusätzlich hilfreich: Eine im Herbst 2011 fertigzustellende Probebühne wird das Repertoirehaus entlasten und mehr Vorbereitungen ermöglichen. Die ausführlicheren Probezeiten, die auch die längere Verpflichtung von Gastsängern ermöglicht, bedeuten eine "wesentliche Änderung", meint Dominique Meyer, womit er auch recht hat. Auffällig: Welser-Möst dirigiert in der ersten Saison 37 Vorstellungen, darunter vier Premieren. Dies soll in den nächsten Jahren weniger werden.

Eine neue Ära beginnt mit der neuen Direktion auch für das Ballett: Vom "Ballett der Staatsoper und Volksoper" in das knappe "Wiener Staatsballett" umgetauft, werden unter dem neuen Leiter Manuel Legris fünf Premieren in der Staats- und drei in der Volksoper einstudiert: darunter eine Hommage an Jerome Robbins und viel Nurejew. (Ljubisa Tosiæ, DER STANDARD/Printausgabe 24.3.2010)