Wien - Der "Dialog Hochschulpartnerschaft" hat einen Dialogpartner weniger. Die Universitätenkonferenz (Uniko), die Versammlung der 21 Rektoren der öffentlichen Hochschulen, steigt aus dem von Ex-Wissenschaftsminister Johannes Hahn (ÖVP) als Reaktion auf die Studierendenproteste im vergangenen Herbst initiierten Gremium aus. "Wir wollen nicht über Gott und die Welt reden, sondern die Probleme der Universitäten rasch lösen", begründete der derzeitige Uniko-Vorsitzende, TU-Graz-Rektor Hans Sünkel, den von der Uniko-Plenarversammlung beschlossenen Schritt am Dienstag.
Rektoren sehen keine Lösungskompetenz
Die Rektoren wollen nicht weiter "an einem völlig unverbindlichen 'Hochschuldialog' mitwirken", zumal die Universitäten Probleme hätten, die dringend gelöst werden müssten. Sünkel nannte Uni-Finanzierung, klare Zugangsregelungen (die Unis Wien, Salzburg und Klagenfurt drängten am Dienstag auf eine Entscheidung über ihren Antrag auf Zugangsbeschränkungen beim Publizistik-Studium) und damit verbunden Studienplatzfinanzierung, wie sie die Fachhochschulen schon jetzt haben. "Dafür brauchen wir eine sehr rasche Lösung, damit wir nicht ein ernsthaftes Problem bekommen, auch aufgrund des mittlerweile stark steigenden Zugangs zu den Unis", sagte Sünkel. Der Hochschuldialog habe ihn "nicht überzeugt. Es ist viel geredet und wenig gesagt worden."
Geredet werden soll in fünf Arbeitsgruppen von 50 Vertretern von ÖH, Protestbewegung, Unis, Fachhochschulen, Privat-Unis, den Klubchefs und Wissenschaftssprechern der Parteien sowie Sozialpartnern und Experten aus dem In- und Ausland.
"Mehr Kreativität" bei Finanzierung
Den Rektoren scheint das zu groß angelegt, sie fordern stattdessen eine kleine Taskforce aus einem "entscheidungsfähigen Kreis von Personen" mit klarem Auftrag zur Lösung der Uni-Probleme. Da dürften sie bei Wissenschaftsministerin Beatrix Karl (ÖVP) an die Falsche geraten sein, denn die reagierte befremdet auf die "erschütternde" Aktion der Rektoren. Deren Wunsch nach einem "elitären Dialog" in Form einer Taskforce gedenkt Karl nicht nachzukommen. Sie halte nichts davon, einen Dialog zu inszenieren, "wo nur wenige Personen einbezogen sind. Wenn es das ist, was die Rektoren wünschen, dann habe ich kein Verständnis dafür."
Den Uni-Chefs empfahl sie "mehr Kreativität und Engagement" bei der Finanzierung der Unis. "In Zeiten wie diesen" könnten sie "nicht immer nur die Hand nach Steuermitteln ausstrecken". Die Tür stehe den Rektoren "natürlich weiter offen", sollten sie nicht mitmachen, hätten sie sich "selbst aus dem hochschulpolitischen Spiel genommen", warnte Karl. Sie selbst werde weiter die Probleme an den Unis benennen.
Kritik an Rektoren
Etwas, das die Rektoren nicht sehr goutiert haben, wie Sünkel andeutete, als er von "gewissen Ratschlägen" sprach, die "ins falsche Ohr" gelangt seien. Karl hatte von "verkrusteten Strukturen" gesprochen und die Bologna-Umsetzung an einigen Unis kritisiert.
Auch die ÖH behält sich einen Ausstieg vor. Grünen-Wissenschaftssprecher Kurt Grünewald will bleiben, er fand die Uniko-Aktion "insgesamt nicht so toll", da sie die Bedeutung des Forums schmälere. Kein Verständnis für die "groteske" Rektoren-Aktion hat die Hochschullehrergewerkschaft, sie warf den Rektoren "Gesprächsverweigerung" vor. (APA, nim/DER STANDARD-Printausgabe, 24.3.2010)