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Keine industrielle Röstung und schon gar keine Robusta-Bohnen: Bio-Kaffee ist hochwertiger und also durchaus etwas für edlere Mägen.

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Umweltschonender angebaut, gerechter gehandelt: Mit jedem Caffè Latte oder Cappuccino kann Gutes für die Kaffeebauern in den Anbauländern getan werden.

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Der Begriff Nachhaltigkeit hat in Zeiten der Ökowende nicht nur Konjunktur, er wird gerade zu inflationär verwendet. So wird Verantwortung übernommen für die Mitmenschen, hier und in Afrika, für die Umwelt, ja irgendwie für alles und jeden. Nachhaltig arbeiten, leben und konsumieren ist angesagt, das gilt also auch beim Essen und Trinken. Was läge da näher als bei einem täglichen Massengenuss(sucht)mittel zu beginnen wie etwa Kaffee?

Einen Anfang könnte der Bio-Kaffee machen, als "ethisches" Produkt. Umweltbewusste GenießerInnen sehen nur Vorteile: Der Kaffee wird verträglich angebaut, Ackerland wird nicht zerstört und Böden können wiederholt bestellt werden. Eine wichtige Komponente ist freilich die moralische: Gerade in der Kaffeeindustrie herrscht noch immer Arbeitsausbeutung, die meisten Bio-Kaffee-Produkte haben das Fairtrade-Gütesiegel. "Wir garantieren den Bauern nach unten abgesicherte Mindestpreise, zusätzlich gibt es Sozialprämien für gemeinschaftliche Projekte. Außerdem schauen wir auf ökologische Standards, machen Auflagen zum Schutz der Gewässer und des Regenwaldes", sagt Hartwig Kirner, Geschäftsführer von Fairtrade Österreich. 

Fairer Kaffee flächendeckend

Fairtrade handelt nicht selbst mit Waren, sondern vergibt gegen eine Gebühr das "Fair"-Logo an HerstellerInnen und kontrolliert deren Angaben. Sieben Millionen Bauern/Bäuerinnen und ArbeiterInnen profitieren nach Angaben des globalen Dachverbandes FLO (Fairtrade Labelling Organizations) weltweit vom fairen Handel, die Ausgaben für fair gehandelte Produkte seien beispielweise in Deutschland im vergangenen Jahr pro Bundesbürger um 87 Cent auf 2,60 Euro gestiegen, heißt es bei der FLO.

Derzeit gibt es 49 verschiedene Kaffeesorten und Mischungen mit dem Fairtrade-Gütesiegel, davon stammen 40 auch aus biologischem Anbau. In Österreich gibt es Bio-Kaffee bereits in allen Supermärkten, auch wenn das viele KundenInnen noch nicht wahrnehmen. Das Angebot reicht aber noch viel weiter: Von ganzer Bohnen oder gemahlen, über Instantkaffee, koffeinfreie Mischungen, Kaffee-Pads und Automatenkaffee bis zum Eiskaffee.

Geld stinkt nicht

Bio-Kaffee ist natürlich teurer, die Frage ist: Woher kommt der Preis? KritikerInnen sehen die Problematik in der fehlenden Transparenz des Fair Trades. Für VerbraucherInnen ist oft unklar, wer am Mehrpreis verdient: Die Bauern/Bäuerinnen und HerstellerInnen oder die EinzelhändlerInnen. Fairtrade Österreich-Chef Kirner wehrt sich gegen Vorwürfe und sagt: "Wir kontrollieren, dass Mindestpreise gezahlt werden, verwalten aber keine Spendengelder. Fairtrade erhält Lizenzgebühren von den HerstellerInnen und zertifiziert Lieferungsketten. Unser Handelsvolumen steigt, aber nicht unsere Kostenstrukturen. Also können wir gar nicht abkassieren."

Fairtrade bemühe sich um gerechtere Welthandelsstrukturen, und propagiert nebenbei die gesündere Variante, Kaffeesucht zu stillen. Die Bio-Variante verwendet meist Arabica-Bohnen aus Mexiko, Bolivien, Costa Rica etc. Diese wachsen langsamer, das ist aromaschonender und sorgt für besseren Geschmack. Hochwertiger Kaffee wird zudem in der Trommel geröstet, statt industriell in fünf Minuten bei 400 Grad. Darum hat Bio-Kaffee auch weniger Bitterstoffe, der Magen bedankt sich herzlich.

"Ein Beginn"

In Österreich erzielte Fairtrade 2008 einen Umsatz von 65 Millionen Euro (+24,3 Prozent). Für 2009 rechnet Kirner mit einem Plus ebenfalls im zweistelligen Bereich. Dass der Konsum "ethischer" Produkte allein keine Wende im Agrarsystem vollziehen wird, ist nicht nur den härtesten Realisten bewusst. Kirner: "Durch neue Strukturen wurden Benchmark-Wettbewerbe geschaffen. Die Bauern kennen die Preise, können besser verhandeln und die großen Unternehmen spüren das. Eine freiwillige Änderung der Handelsstrukturen wäre schön, politische Lösungen natürlich besser. Aber es ist ein Beginn." (Florian Vetter, der Standard.at, 24.3.2010)