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Längst ist ein Hochschulabschluss kein Ticket mehr für einen qualifizierten Job mit finanzieller Absicherung.

Foto: APA/Heinz Tesarek

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Grafik: APA

Nur mehr 73 Prozent der Uniabsolventen erreichen berufliche Positionen, die auch ihrem Bildungslevel entsprechen. Ein gutes Viertel hat also keinen adäquaten Job, zeigt die aktuelle Studie "Zwischen Akademikermangel und prekärer Beschäftigung" des Instituts für Bildungsforschung der Wirtschaft. 2001 hatten noch 80 Prozent einen angemessenen Job.

Ein Grund für diese Entwicklung: der öffentliche Sektor und die Großbetriebe in der Privatwirtschaft können nicht mehr alle Neuabsolventen aufnehmen. Dadurch wird der Berufseinstieg schwerer und ist oft mit prekären Beschäftigungsverhältnissen – vor allem in den wirtschaftsfernen Studien – verbunden. Außerdem werde ein erheblicher Teil der Nachfrage nach höheren Qualifikationen durch die Berufsbildenen Höheren Schulen und andere Formen der Berufsausbildung abgedeckt, heißt es in der Studie.

Wien – Der Abschluss eines Studiums garantiert längst keine hochbezahlten Topjobs mehr. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Studie des Wirtschaftskammer-nahen Instituts für Bildungsforschung der Wirtschaft (ibw).

Wer einen Hochschulabschluss hat, findet nur mehr zu 73 Prozent einen Job, der tatsächlich seinem Bildungslevel entspricht. Zum Vergleich: 1991 lag dieser Wert noch bei 83 Prozent, 2001 bei 80 Prozent. In den letzten zehn Jahren ist es also zu einer deutlichen Verschlechterung gekommen.

Schlechtere Jobs sind naturgemäß auch mit niedrigerem Gehalt verbunden. Der Vorsprung von Uni-Absolventen gegenüber Arbeitnehmern mit Abschluss an einer Berufsbildenden Höheren Schule (BHS) wird laut Studie immer kleiner. Das oberste Viertel der unselbstständig Beschäftigten mit BHS-Qualifikation verdient sogar deutlich mehr als die Hälfte der Akademiker. Oder es lässt sich umgekehrt sagen: Viele Uni-Absolventen lukrieren nur ein Gehalt, das sie auch ohne akademischen Titel erzielen könnten.

Konkret waren 2008 rund 26 Prozent der Akademiker in Jobs tätig, für die kein Hochschulstudium nötig gewesen wäre. Dieser Wert ist in den letzten 20 Jahren fast um zehn Prozent gestiegen. In Absolutzahlen bedeutet das einen Zuwachs von 35.500 auf rund 118.000 Absolventen in Beschäftigungen, die kein Studium erfordert hätten.

Folglich konnten die Studienautoren auch keinen generellen Akademikermangel feststellen, der sonst bei internationalen Vergleichen der Akademikerquoten gerne beklagt wird.

Im Gegenteil:Studienautor Arthur Schneeberger ortet eher ein Problem der Überqualifizierung, die Studiendauer sei zu lang. "Länder mit Hochschul-Abschlussquoten von 40 bis 50 Prozent haben zwei- bis dreijährige Studien bis zum Erstabschluss, nicht durchschnittlich siebenjährige." Der Leiter der Abteilung Bildungspolitik der Wirtschaftskammer, Michael Landertshammer, fordert daher die Einführung eines Berufsorientierung-Fachs in der Sekundarstufe sowie einer "dritten Säule" hochschulischer Bildung neben Unis und Fachhochschulen.

Kaum Risiko eines Jobverlusts

Die Zahl der Studienabsolventen hat sich in den letzten 20 Jahren aber deutlich erhöht: von jährlich 12.000 im Studienjahr 1990/91 auf rund 28.500 im Studienjahr 2006/07. Insgesamt hat sich die Zahl der Absolventen zwischen 1991 und 2008 von 198.000 auf 451.000 erhöht.

Trotz schlechteren Umfelds ist Arbeitslosigkeit aber nach wie vor kein großes Problem für Akademiker. Das zeigt auch eine aktuelle Studie des Arbeitsmarktservice, die dem Standard vorliegt (siehe Grafik). Das Risiko für Absolventen einer Uni, Fachhochschule oder Pädagogischen Akademie, arbeitslos zu werden, lag 2009 bei nur 2,4 Prozent. Mit Abstand am höchsten ist das Risiko des Jobverlusts für Menschen, die nur eine Pflichtschule oder Lehre absolviert haben.

Noch deutlicher zeigt sich dieses Bild, wenn man die absoluten Zahlen hernimmt. Von den 260.000 Personen, die im Jahresdurchschnitt arbeitslos waren, hatten 118.000 nur einen Pflichtschul- und 93.000 einen Lehrabschluss. Arbeitslose Akademiker gab es etwa 10.600.

Große Unterschiede bei der Arbeitslosigkeit lassen sich regional feststellen. Vor allem in Grenzregionen ist die Lage laut APA dramatisch. Traurige Spitzenreiter waren zuletzt die beiden Kärntner Regionen Spittal/Drau mit einer Arbeitslosenrate im Jänner von 16,2 Prozent und Völkermarkt mit 15,4 Prozent.

Es folgt in Niederösterreich die Waldviertler Region Gmünd mit 14,3 Prozent. Den vierten Platz hält die Region Oberwart im Burgenland mit 13,9 Prozent. Die hohe Saisonarbeitslosigkeit sei für die überdurchschnittliche Arbeitslosenquote in Spittal/Drau verantwortlich, meint Kärntens AMS-Chef Josef Sibitz. Spittal sei der Hauptsitz der Strabag. Dementsprechend seien die Bauarbeiter in der Region von Winterarbeitslosigkeit betroffen. Die Steiermark leidet vor allem an der eingebrochenen Industriekonjunktur. Im Burgenland sind traditionell viele Pendler, die am Bau arbeiten, tätig. (Günther Oswald, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 23.03.2010)