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Ein Fingerzeig: Karola Kraus, am Montag als designierte Direktorin des Mumok bekanntgegeben, ließ sich vor einer Arbeit von Günther Förg porträtieren.

Foto: APA / Thomas Viering/Baden-Baden

Wien - Dass eine Frau dem Ende September in Pension gehenden Edelbert Köb nachfolgen werde, war schon seit dem Herbst klar. Und dass die Chancen der heimischen Kandidatinnen - ungeachtet dessen, ob sie sich für die Leitung des Mumok bewarben oder nicht - gering waren, ebenfalls. Keine Elisabeth Schweeger also, keine Sabine Breitwieser, keine Monika Faber, keine Ingried Brugger oder Kathrin Rhomberg.

Und auch keine Barbara Steiner aus Leipzig, die Edelbert Köb als Favoritin genannt hatte: Am Montagvormittag informierte Kulturministerin Claudia Schmied das Kuratorium des Museums über ihre einsam getroffene Entscheidung, Karola Kraus zu bestellen. Die Tochter des Informel-Sammlers Dieter Grässlin galt seit letzter Woche als ganz besonders heißer Tipp: Karola Kraus, 1961 im Schwarzwald geboren, studierte Kunstgeschichte, neuere deutsche Literatur und klassische Archäologie in Stuttgart und München, 1999 übernahm sie die Leitung des Kunstvereins Braunschweig, seit 2006 ist sie die Chefin der Kunsthalle Baden-Baden.

Die SP-Kulturministerin lobte sich via Presseaussendung gleich einmal selbst: "Karola Kraus ist eine hervorragende Entscheidung für das Mumok." Später, im Gespräch mit dem Standard, erklärte Schmied ihre Beweg- und die Hintergründe: Es gab insgesamt 33 Bewerbungen, ein Drittel von diesen schaffte es auf die im Ministerium erstellte "Shortlist" , und mit allen elf Personen habe sie persönliche Gespräche geführt. "Karola Kraus war schon von Anbeginn an meine erste Wahl."

Sie habe sich bei den insgesamt drei Begegnungen als "Persönlichkeit erwiesen, die viele Punkte in sich vereint: Teamorientierung, Qualität, Besucherorientierung und gleichzeitig auch betriebswirtschaftliches Denken" . Kraus sei international sehr gut vernetzt, sie stelle die Kunst ins Zentrum ihres Handelns und pflege einen intensiven und wertschätzenden Dialog mit den Kunstschaffenden.

Pressekonferenz erst im Mai

Eine Pressekonferenz scheiterte, weil Karola Kraus, die einen Fünf-Jahres-Vertrag erhält, aufgrund einer Ausstellungseröffnung in Baden-Baden unabkömmlich war: Sie wird erst am 5. Mai programmatische Eckpunkte präsentieren. Das Mumok stehe "für Weltoffenheit und künstlerische Vielfalt auf höchstem, qualitativen Niveau" , es verstehe sich "als Botschafter der internationalen zeitgenössischen Kunst und Kultur" , so Kraus in einer Aussendung des Ministeriums.

Zum Standard sagte sie, dass sie von Kuratoren des Mumoks auf den Posten hingewiesen und von ihnen auch empfohlen worden sei. Sie habe nicht vor, die Kunsthalle in Baden-Baden im Stich zu lassen: Karola Kraus, mit einem in Frankfurt tätigen Architekten verheiratet, will ihre Projekte bis März 2011 "abarbeiten" . Die Übersiedelung nach Wien soll daher in Etappen erfolgen: Sie werde zwar mit 1. Oktober die Geschäftsführung übernehmen, so Karola Kraus, aber erst ab Jänner hauptsächlich in Wien sein. Die genaue Vorgangsweise will sie mit dem Mumok-Kuratorium besprechen.

Kraus zeigt sich "froh" darüber, dass von Schmied keine budgetären Einsparungen geplant seien. Eine Erweiterung - Köb hatte vergeblich um ein Mumok21 gekämpft - sieht Kraus "nicht als vorrangiges Thema" : Sie werde sich die Situation einmal ansehen und finde "sicher Möglichkeiten" . Diese Position dürfte Schmied wohl auch gefallen haben.

Wolfgang Zinggl, Kultursprecher der Grünen und Vorsitzender des Kuratoriums, kritisierte die Vorgangsweise: Schmied hatte bei der Suche auf eine Jury oder Findungskommission verzichtet. Die an sich solide Entscheidung habe daher "letztlich auch einen feudalen Zug" . Das Kuratorium nahm die Entscheidung "zur Kenntnis" , wäre allerdings gerne in den Entscheidungsfindungsprozess eingebunden gewesen, so Zinggl: "Es sitzen ja kompetente Fachleute im Kuratorium." (Thomas Trenkler, DER STANDARD/Printausgabe 23.3.2010)