Noch ist die Fusion mit RZB nicht trinkreif für RI-Chef Herbert Stepic (re.) und Oberösterreich-Aktionär Ludwig Scharinger.

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Geinberg - Als "Hauptgrund" für die geplante Fusion der Raiffeisen Zentralbank (RZB) mit ihrer börsennotierten Ostbankentochter Raiffeisen International (RI) sieht Ludwig Scharinger, Chef der Raiffeisen Landesbank Oberösterreich (RLBOÖ) den Umstand, dass die RI keine Bank, sondern eine Beteiligungsholding sei.

Daher sei es RI nur schwer möglich, am Kapitalmarkt Geld aufzunehmen. Scharinger am Wochenende in einem Pressegespräch: "Wer gibt einer Nichtbank ohne Rating eine Anleihe ohne hohe Spreads (massive Zinsaufschläge, Anm.)?" Eine Kapitalerhöhung über die Börse käme in Krisenzeiten aber nicht infrage.

Da RI keine Bank ist, unterliegt sie auch nicht der heimischen Bankenaufsicht. Das würde sich nach den durch eine Indiskretion bekannt gewordenen Fusionspläne ändern: RZB würde dann erstmals börsennotiert sein, und RI verfügte über eine Banklizenz.

Und: In der neuen Formation wäre das Institut "für die nächsten Expansionsschritte im Osten gut aufgestellt" , wirbt Scharinger für den Zusammenschluss. Sollte es dazu kommen, würden Doppelgleisigkeiten beseitigt und ein "Optimierungsprozess" eingeleitet. Dass bei Plan B, also falls die Fusion scheitert, die Ostbankentöchter verkauft werden müssten, stellte Scharinger in Abrede: "Es gibt keinen Zwang zu verkaufen."

"Keine Kapitalnot"

Es bestehe auch keine Kapitalnot, denn RZB habe genug Geld. Das Spitzeninstitut des Sektors habe sich ja "vorsorglich" 1,75 Mrd. Euro Partizipationskapital vom Staat geholt, "ohne es zu brauchen". Das für die Bank teure Geld soll die RZB "so rasch wie möglich zurückzahlen". RZB werde die Erste sein, die das Staatsgeld zurückzahle, sagt Scharinger.

Bis zum Sommer sollten die Raiffeisen-Gremien die Fusion absegnen, im Herbst die Umsetzung erfolgen. Bis dahin sind Wirtschaftsprüfer damit beschäftigt. Ein theoretisches K.-o.-Kriterium für die Fusion wären zum Beispiel Differenzen bei der Bewertung.

So sehr Scharinger die Fusion im eigenen Sektor unterstützt, so sehr lehnt er ein Zusammengehen mit den Volksbanken ab. Deren angeschlagenes Spitzeninstitut ÖVAG "passt nicht zu uns; wir geben nicht für etwas Geld aus, das uns nichts bringt". Vor Ort seien Raiffeisen und Volksbanken Konkurrenten, und "wir hüten uns, die Konkurrenz zu fördern".

Frühjahrsputz in Linz

Neu strukturiert hat Scharinger per Ende 2009 das Beteiligungsportfolio der RLBOÖ: Die bisher vier Stiftungen, in denen 395 RLB-Beteiligungen verwaltet wurden, wurden auf zwei halbiert - auch weil gemunkelt worden war, man wolle dort etwas verstecken. Diese beiden Stiftungen werden jetzt erstmals in der RLB-Bilanz voll konsolidiert, sagte Scharinger.

Gestrafft wird auch die RLB-Führungsebene: Mit der Pensionierung von RLB-Vorstandsdirektor Helmut Schützeneder per Ende März wird der RLB-Vorstand auf fünf Mitglieder verkleinert. Scharinger selbst will bis zum Auslaufen seines Vertrags Ende März 2012 in Funktion bleiben. Sein Nachfolger werde Ende 2011 präsentiert. Derzeit stehen die Zeichen auf interne Nachbesetzung. (DER STANDARD, Printausgabe, 22.3.2010)